Hab keine Zeit für ein eigenes Review, aber dieses hier spricht mir aus der Seele:
Duran Duran
"Astronaut"
Duran Duran: Großer Pop der "fab five"
2001 ging eine spektakuläre Nachricht durch die Newsticker der Musikwelt: Duran Duran, Pop-Ikonen der (unsäglichen) 80er Jahre, Vorreiter einer ganzen Generation von Synthie-Bands und Vorbilder für Pop-Größen der nachfolgenden Generation wie Robbie Williams oder The Dandy Warhols, diese Duran Duran, nie weggewesen, nur leider in den (noch unsäglicheren) 90er Jahren kaum bemerkt, arbeiten erstmalig wieder im Original-Line-up zusammen!
Roger Taylor (Drums), Andy Taylor (Gitarre), Simon Le Bon (Gesang), John Taylor (Bass) und Nick Rhodes (Keyboards). Alles klar, die 80er sind derzeit groß angesagt. Reunions von Bands dieser Epoche gibt’s wie Sand am Meer und nun versuchen es Duran Duran auch noch mal.
Falsch gedacht!
Denn erstens waren Duran Duran nie weg, zumindest Simon Le Bon und Nick Rhodes veröffentlichten unermüdlich großartige Pop-Alben wie 1993 'Duran Duran 2', das so genannte 'Wedding'-Album, mit solch wunderschönen Songs wie "Ordinary World" und "Come Undone", oder das 1997er Album 'Medazzaland' sowie 'Pop Trash' (2000). Gerade die letzteren Alben waren, zumindest in Deutschland, leider einem breiteren Publikum vorenthalten. Warum? Mit Zlatko und all den unsäglichen nachfolgenden 08/15-Grenzdebilen von der Castingfront war (bzw. ist) einfach schneller und billiger Geld zu verdienen. Daran wird sich wohl in Zukunft auch nicht viel ändern. Aber um wieder zum Thema zurückzukommen: Kohle ist hier (endlich mal) kein Grund, wieder zu fünft Musik zu machen. Es ist wohl eher die Tatsache, dass diese fünf Herren in ihrer gemeinsamen musikalischen Phase große Pop-Geschichte geschrieben haben und, wiedervereint, auch weiter schreiben können. Duran Duran sind verantwortlich für eng mit dem Lifestyle der 80er verknüpften Songs wie "Wild Boys", "Rio", "Hungry Like The Wolf" oder "The Reflex", um nur ein paar zu nennen, spielten unzählige ausverkaufte Welttourneen und heimsten so ziemlich jeden Award ein, den es damals einzuholen gab. 1986, auf dem Höhepunkt der Karriere angelangt ("A View To A Kill" stieg auf Nummer 1 in England ein und ist bisher der einzigste Nummer-1-"James Bond"-Titelsong überhaupt), klinkten sich erst Roger Taylor und danach Andy Taylor aus und es war, als wäre mit deren Weggang ein Teil der Magie der Band verflogen. Reunions wurden immer wieder von allen Seiten herbeigeredet und von der Band genauso schnell dementiert und kategorisch abgelehnt. Roger war glücklich mit seinem Leben auf dem Bauernhof irgendwo in England, Andy verschollen und der Mitte der 90er Jahre ausgestiegene John Taylor verfolgte sodann seine Solokarriere bzw. gründete die Neurotic Outsiders, ein Quartett mit dem ehemaligen Sex Pistol Steve Jones, dem Guns'N Roses-Bassisten Duff McKagan und Drummer Matt Sorum. Auch in den 80ern gab es schon zwei Nebenprojekte. Auf der einen Seite die rockigeren Power Station, mit Andy und John sowie Robert Palmer, auf der anderen die experimentelleren und düsteren Arcadia von Simon und Nick! Alles zusammen feine Projekte - nur konnten diese nie an die gemeinsamen Erfolge als Duran Duran anknüpfen. Was lag also nach all den Jahren näher, als diese Energie, diese spürbare Magie, diese Kreativität und musikalische Chemie, die diese "fab five" gemeinsam besitzen, endlich wieder zusammenzuführen und in neue Songs fließen zu lassen?
Und nun, nach 21 Jahren ist es endlich soweit. 'Astronaut' heißt der Longplayer. Und, Ladies and Gentlemen, was für ein Album!
Von der ersten Sekunde an muss man grinsen, am Opener und der ersten Single "Sunrise" wird sofort klar: Duran Duran sind zurück. Wie schön! Nick Rhodes' Synthie-Spielereien könnten auch aus 1981 stammen, Simon Le Bons Stimme lässt irgendwie das Gefühl von "Heimat" oder "Zuhause" aufkommen und der Song – nun ja, was soll man sagen, perfekt! Ein Pop-Song im klassischen Sinne. Besser geht’s nicht. Eingängiger Refrain, groovender Rhythmus, tanzbar! Weiter geht’s mit dem funkigeren "Want You More", gefolgt vom wunderschönen, langsameren "What Happens Tomorrow". Überhaupt fällt auf, dass das neue Album sehr funkige und oft auch ruhige Elemente beinhaltet und irgendwie die Schnittmenge aus den Alben 'Duran Duran' (1981), 'Notorious' (1986) und 'Liberty' (1990) ist. Aber immer klar und unverkennbar Duran Duran, nur in 2004! Alternative-Sounds meets R&B, wofür sicher auch die beiden Produzenten Rich Harrison (Alicia Keys, Beyoncé) und Don Gilmore (Linkin Park) verantwortlich sind.
Es ist verdammt gut so, dass Duran Duran nach 21 Jahren wieder ein Album veröffentlichen. Denn ohne deren "Reunion" würde es so großartige Songs wie die oben genannten oder das wunderschöne "Finest Hour", "Chains", "One Of Those Days" bzw. die das Album beschließenden Songs "Point Of No Return" (könnte vom Debüt-Album sein) oder "Still Breathing" nicht geben.
Auch wenn Duran Duran den ganzen unsäglichen Casting-Kram und die Kommerz-Abzocke des Musikbusiness nicht verhindern können, so sind sie wenigstens eine duftende Blume im tristen Pop-Müll. Und nach nun insgesamt 25 Jahren im Musikbusiness frischer und innovativer als jede durch Fernsehsender oder Musikfirmen zusammengewürfelte Tanz Combo! Bleibt nur zu hoffen, dass dies nicht das letzte Album der mittlerweile Mittvierziger sein wird und dass neben dem bisher einzigen Deutschland-Gig überhaupt, am 3. 10. in der Berliner Columbiahalle, die Herren uns mit ein paar weiteren Shows beglücken werden.
Aktuelle CD 'Astronaut' (Sony - VÖ: 11. 10.)
Quelle:
www.amm.de (auch als Heft erhältlich)
Jetzt noch was von mir:
Schön, dass die Band wieder zu ihrem alten Stil zurückgefunden hat.
Die beiden experimentellen letzten Alben (viel harte Gitarre und sehr schräge Synths) waren nicht so mein Ding. Jetzt ist alles wieder sehr glatt produziert. Klar, denn Experimente kann man immer noch machen, wenn man wieder großen Erfolg hat.
Die 12 Songs entstanden zwischen 2001 und 2004.
Die erste Hälfte der Platte ist schneller, die andere Hälfte sind ruhigere Songs.
Es sind verschiedene Stile auf der Platte vertreten: von Funk über Britpop bis zu Dance. Alles wird schön von den Klangteppichen eines Nick Rhodes unterlegt.
Meine Favoriten:
Want you more: geile treibende Drums und eine tolle Hinleitung zum Refrain
Nice: Poppig und eine geniale Melodie
Finest Hour: Gänsehautgarantie, monumental, episch
What Happens Tomorrow: perfekt (wird auch die 2. Single), der Refrain besteht aus 3 Teilen, wird nie langweilig
Es gibt auch eine limitierte Album Version, die eine DVD mit aktuellen Live Aufnahmen enthält.
Ich kann eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen und würde dem Album auch dann die volle Punktzahl geben, wenn ich kein Fan wäre.
Meine Freundin ist ebenfalls schon "Astronaut"-infiziert.
Also Leute.
Freue mich auf jedes Feedback.