Damit auch allen klar wird, WARUM ich den ersten Platz bekomme, hier noch eine Kurzbegründung:
Die Hölle der Vögel war Max Beckmanns zeitkritische Allegorie auf die Nazi-Diktatur. Recht bald nach seiner Fertigstellung emigrierte er in die USA und kam nie wieder nach Deutschland zurück.
Neben den klar erkennbaren Elementen enthält das Bild geradezu prophetische Hinweise auf das, was 1938 im dritten Reich erst noch folgen sollte.
Keinen Pinselstrich dieses Bildes hat Beckmann ohne Überlegung geführt, jede der Figuren hat - wie immer bei Beckmann - großen Symbolcharakter: So ist beispielsweise die mehrbrüstige Fruchtbarkeitsgöttin, die dem Ei entschlüpft ist Hinweis auf die Vorgabe der Nationalsozialisten, sich so zahlreich wie möglich vermehren, um den Nachwuchs für die Armeen des Führers zu gewährleisten. Ihre Farbe weist auf die Balublütigkeit, die Erhabenheit der arischen Rasse über alle anderen hin.
Die NSDAP-Parteibonzen wurden im zeitgenössischen Jargon oft "Goldfasane" genannt - klar erkennbar als die drei goldgelb gefiederten Hauptpeiniger. Klar erkennbar auch die zum Hitlergruß erhobenen Arme. Auch gut erkennbar in der Bildmitte ist der abstrahierte schwarze Adler als Verweis auf den Reichsadler, eines der wichtigste Symbole der Nazis.
Andere Teile des Bildes lassen mehr Raum für Interpretationen. Der schwarz-weiße Vogel mit Brille zur Rechten ist als Anbiederung der Kirchen an das NS-Regieme zu verstehen. Der laut schnatternde Fasan könnte Göbbels sein, die runden trompetenartigen Öffnungen stellen vielleicht Lautsprecher dar, durch welche die Bevölkerung dieser Zeit permanent mit Propaganda beschallt wurde, womöglich auch die Mündungen von Geschützrohren. Hinter der Fruchtbarkeitsgöttin stehen verängstigte Mädchen, die den Männern auf der Linken des Bildes zugeführt werden sollen, um nach Lebensborn-Marnier eine Rasse von Kriegern zu züchten.
Auf der vordersten Ebene des Bildes findet sich das Idyll eines runden Tisches mit warmem Kernzenlicht, einer Postkarte mit Sonnenuntergang am Meer und einem Teller mit Trauben - eine Versinnbildlichung der Täuschungs- und Verschleierungsbemühungen der Nazis, die ihre wahren Machenschaften vor dem Ausland und selbst der eigenen Bevölkerung so lange wie möglich bagatellisierten. Ganz im Hintergrund, die blutroten Schlunde dagegen, scheinen die auf die Verbrennungsöfen hin zu deuten, in denen hunderttausende Unschuldiger ihr grausiges Ende fanden.
Freilich lässt sich noch weiter in dem Bild herum deuteln, aber diese beschwörerische, warnende Kraft, die von dem Gemälde ausgeht, beeindruckt umso mehr, bedenkt man, dass im Jahre 38 den wenigsten in der deutschen Bevölkerung klar gewesen sein dürfte, was hinter den Kulissen passierte - bzw. während des Krieges überhaupt erst noch passieren sollte.
War Beckman tatsächlich so ein Visionär? Sah er den Krieg kommen, den Holocaust, die Hölle auf Erden?
Mir zumindest läuft jedes Mal ein Schauer den Rücken hinunter, wenn ich dieses Bild betrachte und tiefer in seine vielen Ebenen eindringe. Für mich ist das wesentlich düsterer als das reine Abbilden von Greueltaten oder Monstern.
/edit
Oh, zu spät.
Na immerhin wird sich S-Made jetzt in Grund und Boden schämen für sein Fehlurteil... (Skandaaaaaal)