So, haltet alle den Schnabel, Elende, Missratene, Untertänigste!
Schreiten wir zur Auswertung, bei der Ihr es mir (positiv gemeint) nicht leicht gemacht habt, denn es wurden wirklich großartige Bösewichte ins Rennen geschickt. Auch die Quantität stimmt - ab einer zweistelligen Teilnehmerzahl (Themengeber exklusive) kann man in diesem verlassenen Altherren(und -Kytana)forum durchaus hochzufrieden sein!
Vorab hatte ich eine Hand voll Favoriten im Kopf (
nicht Khan aus 'King Of Kickboxers'
), von denen einer tatsächlich auch gewählt wurde.
Es ist mir aber wichtig, festzuhalten, dass alle anderen für mich relativ dicht auf sind und kein einziger so richtig gefloppt hat.
Daher will und werde ich dieses Mal die hinteren Ränge auch gar nicht gegen einander aufwiegen, sondern liste sie alphabetisch:
Anna L. - Frenzy der KrawattenmörderEin Widerling, den man abstoßend findet und dessen Taten dem Zuschauer die Kehle fast genauso zuschnüren, wie seinen Opfern. Diese minutenlange (bzw. minutenlang scheinende) Mordszene ist wirklich unerträglich. Allerdings ist das auch dem genialen Hitchcock zu verdanken. Frenzy selbst als Charakter bleibt doch relativ blaß, weshalb ich ihm einen Platz ganz oben verwehren muss.
berghutzen - Alex DeLargeEin jugendlicher egoistischer Kotzbrocken, dem jegliche Fähigkeit zur Empathie fehlt, der nur Boshaftigkeiten im Schilde führt und für den man kaum Sympathien aufzubringen mag. Allerdings steht er, zusammen mit seinen Droogs, wohl er eher stellvertretend für eine kaputte Gesellschaft und ist unter dem Strich doch selbst gleichsam Opfer wie Täter, weshalb es für ihn ebenfalls nicht für einen Sprung auf's Treppchen reicht.
Deathrider - Serial MomAls ich den Film, bei dem es sich ja eigentlich um eine schwarze Kommödie handelt, sah, war ich erstaunt, wie überaus glaubwürdig, Kathleen Turner diese sadistische Killerin spielt und wie sehr man sie zu hassen beginnt, zumal sie auch nie für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen wird, was einen üblen Nachgeschmack hinterlässt. Allerdings ist die Handlung des Films so gewollt überspitzt und überzogen, dass die Serial Mom halt doch eine Fantasiefigur bleibt, die genau es so niemals geben kann und wird.
Kytana - Patrick BatemanBorderline-Erkrankung hin oder her, Tatsache ist, dass es sich bei Bateman um ein wahrhaftigen Vorzeige-Psychopathen handelt: Eiskalt, ohne jegliches Mitgefühl, grausam und auch er muss sich für seine Untaten nie verantworten; darüber hinaus hat er durchaus Charisma. Dennoch fehlt ihm in seiner Boshaftigkeit die letzte Konsequenz. Zum Schluss verspürt er so etwas wie Reue, will seine Verbrechen gestehen, wird dabei aber nicht wahr genommen. Er ist und bleibt, trotz seines Geldes, seines Erfolgs, seines Sex-Appeals, eine arme, bemitleidenswerte Figur, die sich nie wirklich lebendig oder wahrgenommen fühlt, in einer Welt, in der längst nur noch die äußerste Hülle ihrer Protagonisten ausschlaggebend ist. Selbst die unendlichen Gräueltaten des Patrick Bateman vermögen es nicht, ihm in dieser Gehör zu verschaffen. Ein waschechter Bösewicht ist er somit für mich aber nicht.
Retrofrank - Klaus Kinski in 'Aguirre' und im AllgemeinenKinski ist ja schon im echten Leben ein wahrhaftiger Bösewicht gewesen, allerdings eher im Sinne eines "enfants terrible". Er ist ein Ekel, man hasst ihn stets, in (fast) all seinen Darstellungen und ihn selbst, aber es ist eher seine arrogante, cholerische und unverschämte Art. Die spanischen Conquistadores waren halt echt Arschgeigen, Eroberer, die die unterworfenen Völker ohne mit der Wimper zu zucken, ausrotteten. Somit bleibt Aguirre aber doch eher ein Kind seiner Zeit und eine kranke, größenwahnsinnige Persönlichkeit, ähnlich dem Kapitän Ahab, denn ein echter Bösewicht.
Pearson - Nicholson in ShiningJa gut, kultiger als kultig, das ist Nicholsons Darstellung des Jack Torrance! Und auch nur weil er so übermenschlich gut spielt, dass es einem an den Füßen friert, lasse ich ihn in der Riege der anderen Bösewichte stehen. Denn eigentlich ist er 'lediglich' besessen. Natürlich macht ihn das so willenlos, dass er sogar seine eigene Familie auszulöschen gedenkt. Dennoch gehört für mich zu einem Bösewicht die wissentlich böse Absicht. Die fehlt bei ihm einfach, das Böse kommt bei ihm von außen.
Auf dem Treppchen müssen heute mal vier Teilnehmer Platz nehmen. Einigt Euch bitte selbst, wer wo sitzen darf!
Jedenfalls erfüllen die folgenden vier Herrschaften für mich voll und ganz die Kriterien dessen, was ich mit dem Ausdruck "Bösewicht" verbinde.
4. suk - Brick TopGrandiose Wahl. Das alte Ekel hätte ich selbst nie und nimmer auf dem Zettel gehabt, aber er beseitzt alles, was es zu einem richtigen Bösewicht braucht. Und man hasst ihn, weil er ein Riesenarschloch ist, ein Sadist und eigentlich ein alter Knacker, der aber sich aber über alle hinwegsetzen kann, weil er über große Macht verfügt.
3. S-Made - Hannibal LecterGanz ehrlich, ich mag den Film überhaupt nicht. Auch die anderen Verfilmungen finde ich doof. Die Bücher habe ich nie gelesen. Der Charakter des Hannibal Lecter ist jedoch so diabolisch, so boshaft, so charismatisch und scheint gleichermaßen durch seine überlegene Intelligenz und seine völlige Gewissenlosigkeit dermaßen unbesiegbar zu sein, dass man richtige Angst vor ihm bekommt. Anthony Hopkins hat da wohl die Rolle seines Lebens gespielt.
2. Kaede - John Ryder aus 'Hitcher'Gerüchten zufolge war die Träne, die C. Thomas Howell aus dem Auge tropft, in der Szene als der Anhalter ihm das Messer an selbiges hält, nicht gespielt und er hatte in dem Moment tatsächlich Todesangst vor Rutger Hauer. Aber derlei Geschichtchen ranken sich gerne mal um die Entstehung solcher Filme. Abgesehen davon ist diese Figur aber tatsächlich der Inbegriff eines Bösewichts, die Darstellung Hauers legendär. Man weiß nicht, woher er kommt, er scheint keine Beweggründe für seine Taten zu haben, geschweige denn zu brauchen, er ist wie das personifizierte Böse, losgelassen auf einen einsamen US-Highway. Die Szene, in der C. Thomas Howell feststellt, dass er sämtliche Beamten des Polizeireviers ausgelöscht hat, verleiht ihm fast schon etwas übermenschliches, weil mehr und mehr klar wird, dass niemand ihn zu stoppen vermag.
1. Herr Planetfall - Frank aus 'Cera una volta il West'Ok, das ist er! Den hatte ich mir vorab als möglichen oder besser: würdigen Sieger ausgeguckt. Frank ist der Inbegriff eines Bösewichts: Alleine schon seine Erscheinung. So ist er, im Gegensatz zu allen anderen Protagonisten, ganz in schwarz gekleidet und somit unzweifelhaft als der Fiesling auzumachen; dennoch wirkt das nie comichaft oder überzogen. Er hat keinen Nachnamen, keine Vorgeschichte, seine Beweggründe sind niedrig und für einen Normalmenschen nicht nachvollziehbar. Er ist unendlich charismatisch und dabei gleichermaßen gefühllos, egoistisch und sadistisch, dass es weh tut, wenn er das Bild betritt. In der Szene, in der er den Krüppel krepieren lässt, hasst man ihn schon so unendlich, dass man glaubt, schlimmer ginge es nicht, bis am Ende das perfide Spiel offenbart wird, das er mit dem jungen 'Mundharmonika' trieb, indem er ihn zwang, unweigerlich den Tod des eigenen Vaters zu verschulden zu müssen. Das alles, dazu dieser Blick aus den stahlblauen Augen - Ihr werdet mir Recht geben, dass auch nach fast fünfzig Jahren kaum ein besserer Bösewicht die Leinwand belebte.
Das jetzt schon wieder diese blöde Planetfall gewonnen hat, tut mir natürlich unendlich leid, aber Ihr hättet Euch halt ein wenig mehr anstrengen müssen.