Mein Lieblingsbuch ist Siddharta von Hermann Hesse, weil bisher niemand, kein anderes literarisches Werk, auch keine religiöse Schrift, näher dran war, am Sinn des Lebens. Bewundernswert finde ich auch, dass Hesse sich hierbei einer ganz einfachen Sprache bedient. Er benötigt keinen pseudointellektuellen, selbstzweckhaften Schreibstil, den manche Autoren an den Tag legen, um sich mit jedem weiteren Satz nochmal einen auf ihr großartiges, literarisches Können oder ihren Wortschatz herunterzuholen.
Auch wird die Weisheit hier nicht oberlehrerhaft von der Kanzel gepredigt oder gar indoktriniert, wie man es von den gängigen Weltreligionen gewohnt ist, der Leser muss, nein, kann sie in jedem Kapitel, in jedem Absatz, in jedem Satz selbst finden. Die Geschichte, die erzählt wird, bildet nur das Vehikel für so viele kleine Wahrheiten über das Leben und doch ist sie weder langweilig noch belanglos.
Das ist für mich das, was man unter 'Weltliteratur' verstehen kann. Eine Geschichte über einen indischen Geistlichen, geschrieben von einem Deutschen, die aber überall auf der Erde und zu jeder Zeit, über alle Epochen hinweg eine Gültigkeit besitzt. Wieviel Werke können das von sich behaupten?