40 Jahre Dinner for One: Der Titel der Doku sagt eigentlich alles und man bekommt auch genau das geboten, was man erwartet, leider auch nicht mehr. Es ist aber ganz nett zu sehen, wie "Dinner for One" rund um den Globus aufgenommen wird. 7 von 10 Cheerios.
Als Frauen Chef wurden: Eine zweiteilige Doku von Beatrix Wilmes, die jeweils zwei Frauen und ihre Karriere im Fokus hat. Besonders der erste Teil ist sehr interessant, weil die dort portraitierten Frauen durch den plötzlichen Tod ihrer Ehemänner die Führung des Unternehmens übernehmen mussten. Schon faszinierend wie erfolgreich sie waren. Im anderen Teil stehen zwei Frauen im Fokus, die sich über ihr Studium das Wissen für ihren Job aneigneten und dann erfolgreich ein Unternehmen führten. Informationsgehalt: 9 von 10.
Anstoß in Teheran: Bis 2006 hatte die iranische Frauenfußballnationalmannschaft noch kein einziges Fußballspiel gehabt. Als dies die Jugendspielerin Marlene Assmann aus Kreuzberg erfährt, versucht sie ein Spiel gegen die Iranerinnen zu organisieren. Dies gelingt ihr auch. Tja, hätte wirklich informativ sein können, aber da hat wohl auch teilweise die iranische Regierung für gesorgt, dass man nicht allzu viel über die iranische Mannschaft und die Organisation des Spiels erfährt. Besonders wegen der ewigen Behäbigkeit hätte ne Kürzung auf 45 Minuten sicher nicht geschadet. Informationsgehalt: 6 von 10.
Das erstaunliche Schicksal des Generals Grant: Biographische Dokumentation über das Leben des 18. US Präsidenten und Helden des amerikanischen Bürgerkries, Ulysses S. Grant. Die 220 Minuten (in zwei Teilen) sind auch nötig um das Leben von Grant zu beschreiben, da er von vielen Schicksalsschlägen getroffen wurde. Trotz der Länge kann sich die Doku nie wirklich einigen, ob nun alles bis zum Detail erklärt wird oder einfach nur grob übergangen wird. So werden die diversen Stationen in Grants Leben ausführlich begründet, deren Wirken (und manchmal auch die wirklichen Ursachen) wird allerdings meist nur überflogen. So erfährt man zB genau, wieso es zu dem Börsencrash während seiner Regierungszeit kam, allerdings weder wie schlimm dieser war, noch was die Spekulanten eigentlich damit bezwecken wollten. Informationsgehalt: 7,5 von 10.
Davon haben wir nichts gewußt: Tyische knoppsche Aufarbeitung um die Jahrhundertlüge der Deutschen, dass niemand auch nur vom Schicksal der Juden geahnt hat. Demnach sollen die Deutschen so gut wie alle Bescheid gewusst haben (natürlich haben nicht alle aktiv mitgemacht), jedoch zum Kriegsende kollektiv zum Selbstschutz die Lüge schufen. Informationsgehalt: 7 von 10.
Der amerikanische Bürgerkrieg: Eine Dokuserie (9 Teile mit insgesamt 650 Minuten) vom Amerikaner Ken Burns über den Krieg, den die USA erst entzweite und doch erst durch ihn zu dem Staat wurde wie wir ihn heute kennen. In den über 10 Stunden wird der Krieg wirklich ausführlichst und GRANDIOS behandelt, aber trotzdem kann man auch auf hohem Niveau meckern.
So erkennt man die amerikanische Sichtweise besonders daran, dass stets die Sklavenbefreiung als Grund für den Krieg genannt wird, selbst dann, wenn Lincoln noch die wahren Gründe propagierte. Die Sklavenfrage war nämlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. So war der eigentliche Hauptgrund für den Krieg, dass die Südstaaten auf einmal nicht mehr selbstständig bestimmen sollten, was sie wie machen und das eigentlich im krassen Gegensatz zu den Gründungsprinzipien der USA stand. Aber Sklaven befreien wollten auch die Nordstaaten nicht. Erst als der Krieg aus dem Ruder lief und die Europäer drohten, sich auf die Seite der Südstaaten zu schlagen (Baumwolle war damals sehr begehrt), rief Lincoln die Befreiung der Sklaven aus, damit die Europäer (bei denen es schon keine Sklaverei mehr gab) neutral bleiben mussten. Das wird zwar in der Doku auch korrekt beschrieben, aber immer nur sehr beiläufig.
Ein anderer Kritikpunkt ist das Ende der Serie, denn die hört mit dem Ende des Kriegs auch auf. Dabei wären die Nachwirkungen des Krieges sehr spannend gewesen. Das die Nordstaaten durch den Krieg zu den heutigen USA wurden, wurde gut rübergebracht, allerdings nur mangelhaft, wie sich der besiegte Süden nun wieder in die Union einfügte.
Aber wie gesagt, Kritik auf hohem Niveau. Eine informativere und gleichzeitig nicht langweilende Dokumentation über den amerikanischen Bürgerkrieg wird man wohl nur schwerlich finden. Informationsgehalt: 9 von 10.
Die Brandenburger: Geschichte der Hohenzollern bis zur Gründung des Deutschen Reiches. Überraschend wenige Informationen und zu allem Überdruss werden diese auch noch von einem besoffen scheinenden Schauspieler, den keiner kennt, präsentiert. Informationsgehalt: 3 von 10.
Doctor Prince und Mister Jackson: Dokumentation über den Konkurrenzkampf der beiden afroamerikanischen Ausnahmekünstler der 80er. Die Gemeinsamkeiten und Gegensätzlichkeiten werden gut ausgearbeitet, jedoch wird Jacksons Geschichte größtenteils als bekannt vorausgesetzt. Informationsgehalt: 7,5 von 10.
Dynastien in NRW: Wie auch Norddeutsche und Deutsche Dynastien empfehlenswerte Dokumentationsserie. Kann besonders die Folge über Brandt Zwieback empfehlen, da die Familie eine wirklich interessante Geschichte hat. Informationsgehalt: 6-8 von 10.
Gebt mir die Bombe: Diese Dokumentation behandelt den womöglich wichtigsten Spion der Geschichte. Oberst Oleg Penkowski war der Top-Spion des Westens Anfang der 60er. Er informierte den Wester über Chruschtschows Pläne, die DDR und Kuba mit Atomraketen aufzurüsten. Durch seine Informationen konnte JFK die Situation während der Kubakrise richtig einschätzen und deeskalieren lassen. Dadurch geriet er aber auch in die Fänge des KGB und wurde vom Westen einfach fallen gelassen. Auch wenn Penkowski wohl ein Wichtigtuer war, hatte er es sicherlich nicht verdient fallen gelassen zu werden und am Galgen zu enden. Zumindest wenn die Dokumentation nicht exorbitant übertreibt.
Aus Mangel an Echtmaterial besteht die Dokumentation hauptsächlich über nachgespielte Szenen (mit all seinen Vor- und Nachteilen). Jedoch kommt manchmal echtes KGB Material zum Einsatz und das ist echt ein wahres Highlight. Informationsgehalt: 8 von 10.
Italia '90: Diese Dokumentation behandelt die letzte Weltmeisterschaft, an dessen Ende Deutschland Meister wurde. Dabei halten sich Archivaufnahmen und neuen Interviews die Waage. Jedoch setzt die Doku den Fokus ganz klar auf die deutsche Nationalmannschaft, andere Teams werden nur sehr beiläufig erwähnt. Dadurch erhält man leider überhaupt kein Bild über die Stimmung bei der WM, die Stimmung des deutschen Teams wird aber gut rübergebracht. Informationsgehalt: 5 von 10.
König der Spione - John le Carré: John le Carre mag ja der König der Spione sein, aber um dieser Dokumentation zu folgen, muss man selbst vorher gut spioniert haben. Ohne Vorwissen zu seinen Büchern tappt man nur im Dunkeln. Diese werden hier nämlich höchstens soweit zusammengefasst, dass man als Kenner wieder Bescheid weiß. Somit kann der unwissende Zuschauer nicht viel mit der Dokumentation anfangen. Informationsgehalt: 3 von 10.
Schwarz auf Weiß: Günther Wallraff arbeitet diesmal verdeckt als Schwarzafrikaner und versucht ein normales Leben zu führen, dabei deckt er alle möglichen Diskriminierungen auf. Allerdings kommen diese zu 95% von Neonazis oder Rentnern, die zumindest noch die Nachwirkungen der Naziindoktrinationen zu spüren bekamen.
Viele als entlarvend gedachte Szenen dagegen schienen mir als halbwegs normale Reaktionen und keine bewußten Diskriminierungen. So geht Wallraff z.B. in Hartz IV Kluft und voller Schminke zu einer jungen Uhrenverkäuferin. Bei der Ansicht von 1000€ Uhren lässt diese jedoch niemals ganz die Finger von der Uhr. Einige Zeit später kommt ein Mitarbeiter von Wallraff (Aussehen wird nicht gezeigt, aber schien mir nach 08/15 Deutscher) in den Laden und kann sich die Uhr ganz normal anschaun. Für mich ein ganz normales Verhalten, zumal der Laden nicht grade sicher erschien. Später in einem richtig teuren Schmuckladen wird Wallraff übrigens sehr gut bedient, aber dort wird die Sicherheit wohl auch um einiges höher gewesen sein als in dem kleinen Uhrenladen.
Typischer Wallraff Dokumentation, die hauptsächlich auf Effekthascherei abzielt. Diesmal funktionierts aber bei weitem nicht so gut wie damals bei "Ganz unten". 3 von 10 Negerküsse.
Sidney Poitier - Ein Außenseiter in Hollywood: Sehr schwache Dokumentation über die Karriere von Sidney Poitier. Meiner Meinung nach wird einfach zu wenig auf die Probleme eingangen, die er hatte. Ich kann jedenfalls nicht so recht glauben, dass er es so viel einfacher (natürlich war auch nix geschenkt) hatte als so manch anderer dunkelhäutige Star. Aber auch die Filmbesprechungen sind nicht so ganz das wahre. Richtig arm ist, dass man nach der Dokumentation meinen könnte, dass Poitier ab den 70ern nichts mehr gemacht hätte. Mehr Informationen über sein heutiges Schaffen hätten sicher nicht geschadet. Informationsgehalt: 4,5 von 10.
Tage die die Welt bewegten: BBC Dokuserie über interessante Tage der Weltgeschichte und deren Wirkung. Es werden z.B. solch wichtige Ereignisse wie die Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand behandelt, aber auch eher triviales wie der erste Flug der Concorde. Für eine BBC Dokumentationsserie ist sie auf alle Fälle sehr schwach, bewegt sich auf dem Niveau einer typischen National Geographic/History Channel Dokumentation. Informationsgehalt: 3-7 von 10.
Te Deum: Diese Dokumentationsserie behandelt die großen Mönchsorden der katholischen Kirche. Fokus wird auf die Gründungsphase und typischer heutiger Tätigkeiten gelegt. Es werden zwar auch die dunkle Vergangenheit mancher Orden angesprochen, aber leider niemals wirklich aufgearbeitet. Daher kann man die Teile nicht als repräsentative Darstellungen der Orden sehen, sondern eher als Werbevideos. Das heißt nicht unbedingt was schlechtes, denn heutzutage ist ja jeder Orden eindeutig dem Guten verschrieben, aber grade bei den berühmt berüchtigten Orden bleibt ein fahder Beigeschmack. Informationsgehalt 4-7 von 10.
Besondere Empfehlungen: Der amerikanische Bürgerkrieg, Gebt mir die Bombe