Natürlich wieder ein toller Text "I'm the light of the world"...
Ist das wahr? Ich zweifle nicht an deinen Worten, aber ein kopfschüttelndes "Tsts!" kann ich mir nicht verkneifen.
Als ich von Michael Jacksons Tod erfuhr war ich nicht im Geringsten überrascht, das kann ich euch flüstern. Irgendwie war er für mich schon lange tot.
Natürlich mochte ich als Knirps seine Hits aus "Thriller" und "Bad", aber bereits als 13jähriger fand ich sein "Dangerous"-Album uninteressant. Dabei halte ich das Video zu "Black Or White" für das beste aller Zeiten wohlgemerkt!
Ihr kennt bestimmt alle die Gesichter, die am Ende des Videoclips gemorpht werden. Dieser Effekt war damals neuartig, aber mir waren damals die Gesichter wahnsinnig sympathisch. Der Morpheffekt war mir da bald schnurz.
Ich fand bei dem Song sowieso ironisch, dass ausgerechnet Michael Jackson darin behauptete: "There's no matter if you're black or white..."
Schwamm drüber.
Dann die Zeit nach "Dangerous": O Wunder, wo die Liebe hinfällt - Michael Jackson heiratet die Tochter von Elvis - wie romantisch!
Später: Scheidung. Vorwürfe wegen Kindesmissbrauchs. Freispruch - aber bestimmt nicht, weil er "Michael Jackson" hieß!
Schnell 'ne X-beliebige Leihmutter geheiratet hieß es, um die Glaubwürdigkeit zu bewahren. Der Rest der Welt schluckt einiges.
Okay, ich will nicht weiter auf diese "Sünden" 'rumreiten.
Was mich später aber wirklich irritierte, war der "Skandal", als Michael Jackson sein Kind vor den Pressefotografen über das Balkongeländer hob. Über so einen Quatsch hat sich die halbe Welt damals furchtbar aufgeregt!
Zur Verdeutlichung: In unserem Familienalbum gibt es ein Babyfoto von mir, das zeigt, wie mein Vater mich aus dem obersten Fenster unseres Hauses runterbaumeln ließ. Er hatte seine Hände unter meine Achseln geklemmt und hob mich über das Fensterbrett hinweg ins Freie. Meine Mutter hatte diese Aktion vor dem Gebäude "geknipst", wie wir damals das Fotografieren nannten. Es ist ein sehr schönes Foto geworden - ich grinste glücklich in meinem blauen Strampelanzug von oben auf meine Mudda herab.
Als Jackson dasselbe in London tat, da gab es einen Aufschrei, den die Welt bis heute nicht vergessen hat. Da hob er bekanntlich auch sein Kind mal kurz über das Balkongeländer. 385tausend Milliarden Menschen haben sich gackernd aufgeregt, aber M. J. wurde nicht das Sorgerecht entzogen - obwohl er ja offensichtlich sooo ein garstiger Vater war...
Ein paar Jahre später sah ich eine Doku über Michael J. Da wurde er unter anderem dabei gefilmt, wie er auf einem Baum in seinem Neverland herumkraxelte.
Auch seine Kinder wurden gezeigt: Sie waren offensichtlich erzogen worden, im Freien Gesichtsmasken zu tragen. Darüber hat sich dann niemand aufgeregt - seltsam. Vielleicht gehört sowas ja zu einer glücklichen Kindheit dazu - was weiß ich schon.
Zeitsprung...
Wie ich schon sagte, hat mich Jacksons Tod nicht überrascht.
Was mich aber sehr wohl überrascht hat, waren die TV-Berichte, die ich danach sehen durfte.
Ich meine nicht die dazugehörenden Bilder sondern die Kommentare der Fernsehsprecher.
In dem Beitrag, den ich meine, wurde zunächst gezeigt, wie Michael Jackson in London seine letzte Tournee ankündigte.
So weit, so gut.
Dann wurde eine Generalprobe für "This Is It!" gezeigt, und da sah ich einen bemitleidenswert ausgemergelten Michael Jackson.
Wie gesagt, das sah ich erst nach seine Tode. Aber ich konnte nicht übersehen, dass unter seinem coolen Anzug ein Gerippe steckte!
Trotzdem behauptete der Fernsehsprecher aus dem Off: "Wie man sieht, war Michael Jackson fit. Kaum zu glauben, dass er nicht mehr unter uns weilt..."
Gibt es eine Krankheit, genannt "Fanblindheit?"
Ich jedenfalls erkannte bloß eine armselige Kreatur, die vielleicht ein, zwei Konzerte durchgestanden hätte - aber nie und nimmer kolportierte 50!
So, das wärs soweit von mir.
Eins noch: Dieser Scheiß-Jermaine ging mir sowas von auf die Nerven mit seiner unverschämt verlogenen öffentlichen Trauer! Nach langer Zeit war ich endlich wieder einmal ein bisschen stolz auf die Wiener - nämlich, als sie kürzlich dieses schäbige, billigdreckige Tribute-Konzert absagten.