Guten Morgen, die Herren Kultianer!
Eben zurück, und ich sag Euch, Einschulung ist kein Spaß! Brüllende Bälger an allen Ecken, nervöse Muttis, Großmuttis und Urgroßmuttis! Ein klar durch Frauen dominiertes Schulanfangsprogramm (hab nirgends nen Lehrer gesehen!), daß schon in der evangelischen Kirche sehr merkwürdig begann. Ich als Katholik, naja komm ja auch aus der Eifel, bin da etwas Andere Prozedere gewohnt, ein bisschen feierlicher halt! Seltsame Lieder wurden gesungen, deren Inhalt (ich formuliere es mal vorsichtig) vom Inhalt wesentlich drastischer auf ein Einschwören und frühes prägen eines Glaubensbildes ausgelegt sind als sämtliche Lieder die ich in meiner Jugend zu Orgelmusik aus Gebets-bzw. Kirchenliederbüchern kenne! Die Musikbegleitung! Ein Fall für sich, die sichtlich bemühte Pastorin (mitte,Ende zwanzig) trällerte mit einem sehr dünnen Stimmchen und begleitete sich selber dazu mit seltsamen Verenkungen die den Kindern zeigen sollte (vermute ich mal) daß Gott immer und überall um sie rum ist! Im Hintergrund saßen die Musikpädagoginnen der Schule, mit überkreuzten Beinen stabilisierten sie Ihre Pfadfindergitarren und spielten munter drauflos! Meiner bescheidenen Meinung nach hätten die Damen wenigstens vorher mal üben können. Eine der Musikerinnen trat später nach vorne und schritt die Reihen der Kinder ab. Feuerrotes Haar, etwas zerzaust, recht blasse Haut und geschickterweise ein knatschgrünes Kostüm! Mit starrem Blick und seltsam stockenden Bewegungen fixierte sie jedes Einzelne Kind und teilte diesen mit (in anderen Variationen hatten die Kleinen dies nun schon viermal gehört) daß "GOTTÜBERALLISTUNDERALLESSIEHTWASIHRKINDERMACHTUNDEREUCHHILFTWENNIHRGUTSEID", zu jedem Kind, daß muß man sich mal vorstellen. Dann kamen noch zwei verschiedene Varianten von diesem alten Sektiererlied "...blablabla the whole World in his Hand,got the whole World in his Hands.." und dazu wurde dann via Projektor die Weltkugel an die Wand geworfen die von einer Hand gehalten wird! Faszinierend! Naja, nach knapp einer Stunde war daß vorbei! Dann mußten alle Kinder mit Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, Freunden der Familie, Hund,Katze und auch Maus (nicht vorstellbar, was da für ein Volk angeschleppt wird, was ein Zinnober) rüber zu der Schule marschieren. Ich war schon recht überrascht, daß die Grundschule für meinen kleinen Jungen gleichzeitig auch Realschule ist! Ein sehr schönes Gelände zwar mit Spielplatz und allem Pipapo, aber ein wenig befremdlich wirkt das auf mich schon, wenn die Möglichkeit besteht, daß eventuell einer der Großen Zugriff auf meinen Kleinen haben könnte. Andererseits kann das auch gut sein, bin noch nicht sicher!
Gut, alle Mann ab in die Schulturnhalle, die stinken immer noch wie früher, und die zweite Klasse gab ein Ständchen, danach die Dritte und die Vierte hatte zu guter Letzt dann noch einen Sketch vorbereitet. Den habe ich allerdings nicht mehr mitbekommen, da ich zu sehr damit beschäftigt war, nen kleinen dreijährigen von meinem Hosenbein wegzuscheuchen, der partout der Meinung war ich sei sein Papa. Die richtigen Eltern standen drei Meter weiter und fanden das unglaublich süß! Kamen allerdings nicht auf die Idee mein gequältes Lächeln als Bitte den Kacker zu sich zu holen zu verstehen!
Daß Alles dauerte gefühlte Stunden immer wieder unterbrochen von Stolzgefühlen beim Betrachten meines Sohnes.
Endlich ging es zur Aufteilung der Klassen. Dramen spielten sich ab. Kinder die nicht mit ihren Freunden in die Klasse durften, weil Eltern zu viel Ablenkung befürchteten, Eltern die immer wieder sinnfreie Zwischenfragen stellen durften und unsägliche Namen, die Kindern verpasst wurden. Mein Gott, was denken sich Leute dabei, ihren blonden Sohn Tyrees Jones Landgraf zu nennen? Was soll aus dem werden, kann ja nur Gangstarapper werden, oder Taschendieb! Ich stelle mir jetzt schon meine Überraschung vor, wenn ich irgendwann auf nem Amt das Namensschild Tyrees Jones lese! Die üblichen Jaquelines und Samanthas liefen genauso brav zu ihren neuen Klassenlehrerinnen wie der kleine Asamoah. Das war mir dann auch irgendwann zuviel.
Nun, mein Junge hat eine natürliche Ruhe und ist ziemlich unaufgeregt mit der Sache umgegangen. Bin echt stolz auf ihn. Er durfte dann für eine Stunde in die Klasse, ich habe ihn reinbegleitet, und hatte dann auch seine erste körperliche Auseinandersetzung, mit einem Mädchen, daß sich neben seinen Kindergartenkumpel setzen wollte. Gut ich denke in zehn Jahren wäre er eher Gentleman, mit sechs kann man derartige Rüpeleien noch nachvollziehen.
Nach dem ganzen Einschulungsstress schnappte ich mir meinen Jungen inklusive Schultüte ungefragt und setzte mich ab. Bin ein stündchen mit ihm spazieren gewesen, was die Mutter dann dazu nutze sich mal wieder neue Todesarten für mich auszudenken.
den Rest des Tages verbrachten dann alle gemeinsam, Großeltern, Eltern, dämliche Geschwister der Mutter inklusive unerträglichen ständig heulender Kinder.
Ausser meinem Vater und mir gab es dann weit und breit keinen Mann. Wir saßen dann zwischen Frauen, die bis auf meine Mutter, keinerlei männliche Pendants haben. Ich denke die Mehrzahl von Euch Kultianern weiß was das bedeutet. Unterschwelliger Haß schwingt einem entgegen, versteckt hinter sehr klebriger Freundlichkeit. Als Mann neigt man in solchen Fällen zu äusserster Vorsicht und nötigenfalls sucht man sich sehr früh einen Notausgang.
Die Örtlichkeit war gut gewählt, man saß auf St. Ottilien (Freiburger werden es kennen) und genoss den Spätsommertag auf einer schönen Terasse unter alten Bäumen.
So hätte man es ausklingen lassen können, wenn die Damen nicht alte Feindseligkeiten in Bezug auf mich ausgraben müssten. Bin in solchen Fällen immer sehr ruhig, nicke viel und nach fünfhundertmal macht einen fünfhundertundeinste Entschuldigung auch nix mehr! Hab mich dann noch viel meinem Sohn gewidmet und wir haben dann die Nacht gemeinsam mit meinem Vater im Wohnwagen verbracht. Abends noch Lagerfeuerchen und aus meinem Handy habe ich Ennio Morricone erklingen lassen. Hatte was von nem Männerabend und daß war dann wieder sehr schön!