cassidy, ich finde das GEld was du erhalten hast viel problematischer als die Summen die Bundesligaspieler oder gar Stars wie Ronaldo verdienen. Dort stehen nämlich für den Verein massive Einnnahmen gegenüber, sodass es schon ein Gebot der Leistungsgerechtigkeit ist, diese Spieler an diesen Einnahmen zu beteiligen.
Dazu zitiere ich mich einmal selbst...
Ich war jung, brauchte das Geld und schlecht war es auch nicht, relativ fit und sportlich zu sein. Aber, ich hätte es auch umsonst gemacht.
Ich gehe sogar so weit, zu sagen, dass es mich anwidert, wieviel Geld für etwas generiert wird, was überhaupt keinen Wert hat. Man kann es nicht essen, nicht trinken, es wärmt nicht und hat einen nicht einmal lieb. Nein. Es will auch noch an meine allerletzten Ressourcen ran. Ohne Rücksicht darauf, ob ich, wenn ich so im Wahn, Gruppenzwang oder meinem Fanirresein bin, morgen noch Kohle hab um mir oder meiner Familie was zu fressen zu kaufen. Der, angeblich, so wichtige Fan wird gemolken. Immer weiter. Die soziale Verantwortung der Vereine (ein Beispiel ist die Weigerung der Beteiligung an Polizeimaßnahmen) gibt es auf dem Papier, ist aber in der Realität nicht einmal das Genannte wert.
Ich sehe da Parallelen, zu einem Dealer, der weiß, dass er mit seinem Kunden, im Prinzip, alles machen kann. Der Fußball ist allgegenwärtig. Immer mehr ein Politikum und hat sich durch alle Gesellschaftsschichten gefilzt. Für Viele ist es nicht so einfach dem ganzen Kram den Rücken zu kehren. Alleine schon, weil ihnen das soziale Umfeld und Themen wegbrechen würden. Die Marketingtypen haben das schon sehr gut erkannt und nutzen es eiskalt.
Davon ab, Danke! Ich habe es noch nie erlebt, dass jemand meine bescheidene Karriere in Relation zu der eines Ronaldos setzt. Das ehrt mich natürlich, nährt aber auch mein schlechtes Gewissen, indirekt dieses Scheißsystem, offensichtlich, gefördert zu haben.
Du hingegen konntest ein bisschen besser grader vor dem Ball treten als andere, damit du und deine Mitspieler aber für Verein X spielen musste dieser örtliche Handwerke, Geschäftsletue angraben, damit sie doch bitte bitte dem Verein Geld schenken und das dann steuerlich als Werbung verkaufen um überhaupt eine Quasi-Gegenleistung zu erfahren.
Naja. Ich habe Landesliga gespielt. Dir ist sicherlich bekannt, dass da auch Gelder über den Verband und die Sportförderung fließen. Hinzu kam, dass es in der näheren Umgebung eher wenig hochkarätige Konkurrenz gab, so dass Niemand groß angebettelt wurde, sondern da auch schon die größeren Sponsoren von selbst kamen. Auch hatte man einen Mäzen (tatsächlich ein Österreicher) der (er hatte eine große, internationale, Firma) den Verein entsprechend ausstatten konnte. Wir hatten auch immer relativ viele Zuschauer. Auf dem Land gingen damals immer recht viele Menschen zu den Spielen. So manch alter Sack erkennt mich Heute noch auf der Straße.
Heute kickt der Verein auf Kreisebene, was zwar schade ist, aber aufgrund von unzähligen Fehlentscheidungen und Großmannssucht halt so ist. Auch nicht schlimm. Ist ja nur Sport.
Ansonsten, verstehe ich aber nicht ganz, was Du mir mit diesem Absatz sagen willst. Wie schon gesagt, ich habe mir da früher wenig Gedanken drum gemacht und letztlich hätte ich auch für Nix gekickt, dann aber weniger Zeit gehabt, um von Düsseldorf wieder in die Provinz zu fahren und zu trainieren.
Ich war eher immer etwas limitiert, konnte das aber sehr durch Laufbereitschaft, hartes Einsteigen und hochgradige Motivation kompensieren. Eigenschaften, die ich Heute etwas an mir vermisse. Aber, bin ja auch keine Anfang Zwanzig mehr.
Ich sage das mal krass, du missgönnst anderen den gerechten Anteil an den Einnahmen, die maßgeblich von ihnen auch verursacht werden, hast aber kein Problem damit, dass du selbst und andere Teil eines Systems waren, wo man nur die Hand aufhielt und dann seinem Hobby nachging obwohl da keine Einnahmen von dir und deinen Kollgen groß generiert wurden.
Ich sage mal ganz krass, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass Du bisschen Probleme mit Deiner Lesekompetenz hast.
Ich missgönne Niemandem irgendetwas. Ich habe sehr viel Verständnis dafür, dass sich Menschen dass nehmen, was sie bekommen, respektive, was ihnen für eine Leistung bezahlt wird. Wäre ja auch erst einmal seltsam wenn nicht. Mein Problem ist eher, dass Vielen das soziale Gewissen abhanden gekommen ist, dass Viele der Meinung sind diese Summen tatsächlich zu verdienen, weil es eine gesellschaftliche Akzeptanz dafür gibt. Ich fände es wesentlich symphatischer, wenn die Gesellschaft sich dahin entwickeln würde, dass sie bereit wäre Andere, für das Leben und die Menschen wesentlich wichtigere Aspekte solche Summen und Bezahlungen zu generieren.
Aber, wie schon gesagt, Meinung, und, nicht mal konsequent zu Ende gedacht. Niemand muss zwingend da so denken wie ich. Ich habe auch morgen noch Butter auf dem Brot, auch wenn in dieser Fußballindustrie noch wahnsinnigere Summen rumgehen.
Ich finde nur schade, für mich persönlich, dass ich nicht mehr diese Begeisterung für diesen Sport habe, und ich mich massiv schwertue, wenn ich mich dazu mit meinen Kindern austausche. Denn, bei den Kindern fängt es schon an. Da wird nur über Geld,Geld,Geld und den dadurch bemessenen Wert eines Menschen gesprochen. Finde ich widerlich.
Aber, dieses Phänomen kann man auf viele gesellschaftliche Bereiche ausweiten. Wir sind hier aber beim Fußball.
Genauso kurz gedacht ist die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen, zumindest auf Vereinsebene. Durch diese Forderung werden letztlich all die Vereine aus den oberen Ligen gedrängt, die maßgeblich den Frauenfußball aufgebaut haben und die oberen Ligen werden dann nur noch aus Abteilungen von Vereinen wie Bayern München Wolfsburg und co. bestehen. Denn solche Gehälter kann man nicht ohne Fernsehgelder oder Merchandisung und bei 3000 Zuschauern generieren.
Ich glaube, auch hier, reden wir vollkommen aneinander vorbei.
Was bei mir hängenbleibt, ist, dass Du das System, so wie es aktuell arbeitet, voll unterstützt. Was, wie gesagt, für mich auch absolut in Ordnung ist. ich gönne auch Dir Deine Freude daran. Ebenso, wie sUk. Nur, ich bin da schon länger ausgestiegen. Für mich geht das nicht. Es erinnert mich alles viel zu sehr an spätrömische Dekadenz. Man geht feiernd, sich selbstfeiernd und Ressourcen verbratend, singend und tanzend der Abendsonne entgegen.