Aus Nettigkeit wurde noch niemals ein Krieg geführt, auch nicht von den USA.
Die amerikanische Politik und Bevölkerung waren bis zum Zweiten Weltkrieges ganz im Gegenteil völlig isolationistisch eingestellt. In den ersten Weltkrieg traten die USA erst 1917 ein, nach Dechiffrierung der Zimmermann-Depesche, in der Deutschland Mexiko aufforderte, die Vereinigten Staaten anzugreifen und auch Roosevelt zögerte lange, diese außenpolitische Haltung aufzugeben. Erst als die Umstände es erforderten, griffen die US-Truppen tiefer in das Geschehen ein. (hatte das mal als Seminarsthema im Studium und kann es bei Bedarf gerne näher ausführen. Allerdings meine ich mich zu erinnern, das schon einmal getan zu haben. Vielleicht finde ich den betreffenden Beitrag ja noch)
Zwar unterstelle ich Roosevelt selbst durchaus, dass es seine Absicht war, eine freie, friedliche und demokratische Weltordnung zu schaffen, denn kurz vor seinem Tod erklärte er, dass sich jeder amerikanische Bürger auch als Weltbürger verstehen müsse und dass nur eine Welt frei von Diktaturen auch den Amerikanern ihre Freihheit sichern könne und auch die Gründung der Vereinten Nationen ist sicherlich zu großen Teilen seinen Bestrebungen zu verdanken. Allerdings starb der gute Mann noch vor Unterzeichnung der UN-Charta und bereits 1950 schickten die USA schon ohne Zustimmung der UNO Truppen nach Korea.
Die amerikanische Politik nach dem Zweiten Weltkrieg insgesamt ist ohnehin ausschliesslich auf Erhalt des eigenen Status als Supermacht und auf eine Beendigung des Kommunismus in der Welt ausgreichtet. Inquisitorische Verfolgungen vermeintlicher Kommunisten im eigenen Land und die Auslandseinsätze von Vietnam bis Irak sprechen eine deutliche Sprache.
Das alles wäre ja auch nur halb so schlimm, wenn man nicht seit Beendigung der Nazi-Diktatur dieses unsägliche Bild vom amerikanischen Gutmenschen zeichnen würde, der mit reinem Herzen und mildem Lächeln in der Normandie landete, um die Welt vom Bösen zu befreien und das seitdem überall auf der Welt zu wiederholen gedenkt.
Sicher kann man den Amerikanern nicht dankbar genug dafür sein, dass sie durch ihren Eintritt in den Zweiten Weltkrieg dessen Ausgang entscheidend beeinflusst haben und auch beim Wiederaufbau Deutschlands haben die USA große Dienste geleistet. Allerdings auch nicht aus selbstloser Güte heraus, sondern um in Westdeutschland eine Bastion gegen das kommunistische Russland zu errichten.
Wie man immer wieder sieht, scheint ein Großteil der US-Bürger ja tatsächlich an seine eigene Rolle vom amerikanischen Weltverbesserer zu glauben. Das kommt davon, wenn man sich ausschliesslich von Hollywood bilden lässt (deren Kriegsfilme übrigens nicht selten vom US-Militär gesponsert werden).
Im Falle Deutschlands war es tatsächlich möglich, die Durchsetzung der eigenen (amerikansichen) Interessen mit einem Gefallen an die Menschheit zu verbinden, aber nur weil es einmal funktioniert hat, muss es das nicht jedesmal tun. Zum einen deshalb, weil andere "befreite" Staaten wie beispielsweise der Irak eine ganz andere Vorgeschichte haben als Nazideutschland, welches zuvor bereits durch die Aufklärung gegangen war und mit der Weimarer Republik immerhin für kurze Zeit aus eigener Kraft einen demokratischen Bundesstaat errichtet hatte. Außerdem war es durch seine christliche und westeuropäische kulturelle Prägung den USA viel näher. Zum anderen aber wird der Vorwand, die Welt vor der Bedrohung durch böse Diktatoren schützen zu wollen, von mal zu mal fadenscheiniger.
Wenn es wirklich darum ginge, die Welt besser und friedlicher zu machen, warum beendet man dann nicht alle der rund 30 Diktaturen die es derzeit weltweit noch gibt? Und war nicht Nordkorea eine viel größere Bedrohung (und ist es immer noch) als der Irak? Und wieso verhindert man nicht, dass sich hunderttausende Kindersoldaten überall auf der Welt gegenseitig niedermetzeln? (ganz im Gegenteil, auf Bestreben der USA, sowie Großbritanniens, Russlands und Chinas wurde das von der UNO festgelegte Alter für freiwillige Rekruten sogar von 18 auf 16 Jahre herabgesetzt) Wieso beendet man nicht die seit Jahrzehnten auf dem afrikanischen Kontinent tobenden Bürgerkriege, die so grausam sind, dass man es kaum glauben mag?
Weil das Länder sind, die keine Sau interessieren. Vermutlich haben die meisten Amerikaner von Namen wie "Elfenbeinküste" oder "Angola" noch nicht einmal gehört.
Nein, meine Freunde, die hehren Absichten der USA halte ich für ein Gerücht. Und ob das Horrorszenario von einem entvölkerten und wehrlosen Europa, welches von einem bis dahin errichteten islamischen Gottesstaat in einem Handreich eingenommen wird, wirklich realistisch ist, würde ich erst einmal abwarten.
Selbst wenn vom Islamismus einmal eine größere Bedrohung ausgehen sollte (ich habe noch ganz andere Kandidaten auf der Rechnung - China ist zum Beispiel ein heißer Kandidat), ist immer noch die Frage, wie man dem am besten begegnet. Wenn die Menschen nicht allesamt lernen, das unentwegte Säbelrasseln irgendwann einmal einzustellen und zu versuchen, mit demokratischen Mitteln zu "kämpfen" anstatt sich durch ständige Aufrüstung schützen zu wollen (und dabei erst recht noch Konflikte zu provozieren), wohin soll uns das dann führen?
@ electroboy
Mit dem was Du zu Europa und den Großmächten geschrieben hast, sprichst Du mir absolut aus der Seele. Vielen Dank.