Oh ja, PLATTFUß IN HONGKONG und direkt davor SIE NANNTEN IHN PLATTFUß - das ist mal ein zünftiger Weihnachtsfeiertag, wie es sich gehört.
Ansonsten lief Heilig Abend dieses Jahr mal etwas anders ab. Meine Freundin und ich haben sozusagen unsere neue Küche eingeweiht, indem wir unsere beiden Familien zu einem oppulenten Mahl einluden.
Die Familienzusammenführung verlief besser als gedacht und all diese Typen, die unterschiedlicher und komplizierter kaum sein könnten, vertrugen sich doch ganz gut. Der Trick war, wir haben sie einfach alle gnadenlos abgefüllt (am Ende des Abends waren eine Flasche Sekt und sieben Flaschen Wein geleert, sowie eine weitere verkocht).
Beginn war um 18 Uhr, getafelt wurde insgesamt siebeneinhalb (!!) Stunden. Bescherung war irgendwann zwischen Seeteufel und Lamm. Das Essen war nahezu perfekt. Meine Freundin hatte Wohnung und Tafel gekonnt geschmückt und dekoriert, die sieben Gänge hatten wir teilweise schon am Tag zuvor vorbereitet und die über 200 €, die ich für die Zutaten (ohne Weine) rausgehauen hatte, machten sich in der Qualität des Essen positiv bemerkbar. Alles nur vom feinsten, alles frisch und vor allem alles handgemacht: Das Mandarinen-Orangen-Zimt-Sorbet, die Lammfarce, die Petersilien- und Olivenkrusten für die Medaillons, die eingelegten Antipasti, das Carpaccio. War aber gegen Ende echt Stress pur, zumal ich mit voranschreitender Tageszeit auch nicht unbedingt nüchterner wurde und mir für den Hauptgang (der insgesamt sieben) großes vorgenommen hatte:
Nämlich ein Originalrezept des Drei-Sterne-Kochs Wohlfahrt der Traube Tonbach in Baiersbronn nachzukochen.
Hier stieß ich durchaus an meine Grenzen, denn die unzähligen Zutaten parallel und zeitgenau für acht Personen zuzubereiten war nicht nur handwerklich, sondern einfach auch logistisch wirklich enorm anspruchsvoll. Insofern wurde der Hauptgang sicher nicht ganz perfekt, aber dennoch geschmacklich überzeugend.
Es war einfach ein toller Abend, die Küche sah aus wie Sau und tut es eigentlich immer noch. Trotz Geschirrspülmaschine sind wir noch immer am Abspülen (acht Personen x je ein Sekt-, Weißwein-, Rotwein- und Wasserglas, je eine Tasse, sowie Besteck und Geschirr für sieben Gänge). Ich selbst hatte die Nacht zuvor gearbeitet und kaum geschlafen und war dann gegen Ende wirklich hackestramm und heilfroh, als uns gegen 1:30 Uhr alle verlassen hatten.
Geschenke hab' ich dieses Jahr keine gekauft. Dafür fehlten die letzten Wochen ganz einfach Zeit und Nerven und bevor ich in letzter Sekunde irgendeinen unendlich einfalls- und lieblosen Scheiß kaufe oder einen dieser berüchtigten selbstgemalten Gutscheine ("Geschenk kommt bald, ehrlich") unter den Baum lege, lasse ich es lieber bleiben.
Trotzdem war die Bescherung ganz nett. Bei acht Leuten kriegt ja trotzdem jeder irgendwie wenigstens ein bißchen was. Ist bei mir in der Familie glücklicherweise auch eher nebensächlich.
Wenn ich da lese, dass der Deutsche durchschnittlich 308 (oder waren es sogar 380
) Euro für seine jährlichen Weihnachtsgeschenke ausgibt (Harz IV-Empfänger und Sozialfälle mitgerechnet), dann frage ich mich, was da bei so manchem unter der Tanne liegt. Ein goldenes Fabrgé-Ei oder wie? Ich habe noch niemals auch nur annähernd zu Weihnachten Geschenke in dieser Größenordnung gekauft oder selbst bekommen. Dachschaden, echt.
An Silvester werde ich, wie die sechs Jahre zuvor auch schon, arbeiten. Ist halt in meinem Gewerbe so üblich und die Löhne überzeugen auch immer wieder. Auf die Stadt hätte ich ohnehin keine Lust - seltsam aggressive Stimmung, besoffene Arschgeigen, die Raketen in die Menge schießen und mit Flaschen schmeißen und alle fallen sich im Sufftaumel um den Hals. Ne, danke.