Immerhin haben sie nicht wieder die olle Connor singen lassen ("brüh im Lichte..." usw.).
Zum Kampf muss ich aber sagen: Chapeau, Monsieur Maske, damit hätte ich nicht gerechnet!!
Beim Anblick der ersten Runden erinnerte ich mich auch wieder, warum ich als Jugendlicher Maske so wenig ausstehen konnte. Dieses Abwarten, dieses Verstecken hinter der Deckung, dieser völlige Minimalismus. Das will man als Zuschauer halt nicht sehen, zumindest wollten wir das damals nicht. Wir verehrten wüste KO-Schläger wie Tyson. Oder der pöbelnde Roccichiani, der hatte wenigstens einen gewissen Unterhaltungsfaktor.
Heute, auch angesichts meiner eigenen Boxerfahrungen, muss ich aber neidlos anerkennen, dass Maske da den optimalsten und klügsten Weg geht. Er ist kein sonderlich harter Schläger und er ist auch nicht außergewöhnlich schnell. Aber er macht eine großartige Defensivarbeit und hinter der verschanzt er sich, bis er seine Chance sieht. Niemals Risiko fahren (zeigt sich ja auch an seiner mickrigen KO-Quote von etwa einem Drittel, was im Cruisergewicht schon auffällig wenig ist), niemals wild vorwärts stürmen, keine Mätzchen.
Genau so hat er sich auch in diesem Kampf präsentiert. Keine Bewegung hat er zuviel gemacht, blieb statisch im Oberkörper, während Hill tänzelte und hüpfte. Nur ließ sich Maske davon nicht nervös machen, während Hill auf diese Weise wichtige konditionelle Reserven vergab. Auch ließ er sich nicht auf die Spielchen des Amerikaners ein, der, nachdem er etwa zur Halbzeit bemerkte, dass er diesem Henry Maske nicht beikommen würde, begann, einige Male die Deckung sinken zu lassen und versuchte, Maske zu locken, zu provozieren.
Nun ist Virgil Hill zwar durchaus amtierender Weltmeister (er holte sich im vergangenen Jahr den vakanten WBA-Titel), mit seinen 43 Jahren aber selbst nicht mehr der jüngste und auch schon gar nicht das Maß aller Dinge im Cruisergewicht. Ein Jean-Marc Mormeck, gegen den Hill bereits zwei mal verlor, hätte es Henry Maske bestimmt nicht so leicht gemacht, oder der Jamaikaner O'Neil Bell. Vielleicht kam ihm auch ein wenig das Glück zur Hilfe, denn Hill schien nach seiner Platzwunde durch den heftigen (und definitiv unabsichtlichen) Kopfstoß in Runde 8 noch sehr viel verunsicherter als zuvor. Ich will aber Maskes Leistung damit keineswegs schmälern. Er war klar der bessere Mann, auch wenn er in der Anfangsphase schon arg Initiative und Aggression vermissen ließ, während er Hill den Kampf gestalten leiß. Aber fand sich recht bald in den Kampf ein, während der Amerikaner zurückhaltender wurde und hätte er in den letzten drei, vier Runden nicht ganz so verbissen auf Sicherheit gekämpft, sondern wäre auch mal vorwärts marschiert und hätte seinen guten, wenn auch kurzen, Kombinationen weitere Aktionen folgen lassen, hätte er Hill möglicherweise sogar noch von den Füßen holen können. Aber er ist halt der Gentleman, was will man machen.