...aber das, was man teilweise auf Youtube zu sehen bekommt, gab es bei uns damals nicht. Auch keine Saufgelage und dergleichen.
Gesoffen wurde bei uns auch nicht. Nach Dienstschluss genehmigten wir uns natürlich hin und wieder ein paar Bierchen, aber das zählt für mich nicht. In der Privatzeit kann man ja auch im Zivildienst saufen.
...tolle Lieder lernen beim Marschieren...
Also, beim Singen waren wir ziemlich gehemmt - wir alle! Ich weiß noch gut, wie uns der Gruppenkommandant entnervt mit "
Ihr Wi3H$er!!!" anbrüllte, als wir so ein doofes Panzer-Lied ganz verzagt dahingemurmelt hatten.
Die öbszönen Zweizeiler, die man im Militär beim Dauerlauf so singt (kennt ihr sicher aus Filmen wie "
Full Metal Jacket"), machten uns natürlich deutlich mehr Spaß.
Ist jetzt eher selbstironisch gemeint, aber eine Erfahrung wird ein Zivi niemals machen können: Das befreite Gefühl am Tag der Abrüstung! Ich glaub, das war wohl der schönste Tag in meinem Leben.
Selbstverständlich zog sich dieser Tag endlos lang dahin, weil wir ja erstmal zusehen durften, wie jeder zweite Depp irgendeine Scheißmedaille angeheftet bekam. Aber am Ende warfen wir unsere verschwitzten Kappen hoch in die Luft, und wir gingen erlöst und so schnell wir konnten zum letzten Mal zum Kasernenparkplatz.
---------------------------------------------------------------------------------------------
Ein äußerst seltsames Phänomen ist mir in der Wehrdienstzeit sofort aufgefallen - vielleicht kann's mir ja einer von euch erklären: Sobald meine Kameraden irgendwo ein Mädel herumschlendern sahen, führten sie alle sich so toll auf, als hätten sie seit Jahren keine Frau mehr gesehen. Quasi, als wären sie wirklich gerade erst - nach etlichen, entbehrungsreichen Monaten an der "Front" - heimgekehrt...
Zwei Dinge möchte ich noch erwähnen, die ich wirklich schlimm fand:
Da gab es z.B. einen Kameraden (eigentlich finde ich diesen Audruck allein schon furchtbar...), der alles andere als
tauglich war. Vielleicht war er drogensüchtig oder schwer krank; jedenfalls war er unglaublich mager und geschwächt, sodass er bald praktisch von allem befreit wurde - aber trotzdem nicht gleich abrüsten durfte.
Er tat sich ja schon beim Tragen der Stiefel schwer!
Zum anderen gab's auch ein paar ziemlich unterbelichtete, unreife Psychos, vor denen ich echt Schiss bekam, wenn scharfe Munition ausgefasst wurde.
Da war etwa einer, der mir wortwörtlich anvertraute, ein Blutbad anzurichten. Ich tat verständnisvoll, aber ich konnte nicht anders, als ihn zu melden. Das war noch ganz am Anfang, als wir noch keine scharfen Patronen zu Gesicht bekommen hatten. Vielleicht hatte er sich ja nur verstellt. Jedenfalls wurde er Gott sei Dank sofort "entlassen," und ich hoffe sehr, dass er diesen Scherz(?) ordentlich büßen musste.
Die Allerschlimmsten waren für mich aber die ehrgeizigen Heinis, die das ganze militärische Machogehabe förmlich in sich aufsogen und immer mit geschwellter Brust stolz ihr Kinn empor reckten. Das waren für mich bestenfalls lebendige Karikaturen, und ich hab's denen von Herzen gegönnt, dass sie in der Kaserne keine Freunde hatten (außer natürlich ihre Vorgesetzten).
Habe deshalb eine Soloausbildung mit Medal of Honor & Battlefield & Call of Duty gemacht! Das heisst Schlafentzug bei vollem Reaktionsvermögen!
Hehe, das sind mir die Liebsten: Militärdienstverweigerer, die in ihrer Freizeit ausnahmslos Kriegs-Shooter zocken!
Ein Cousin von mir - Typ arbeitsscheuer, ewiger Student (er studiert jetzt mit seinen 42 Jahren immer noch) - ist nach seinem Einberufungsbefehl nach Deutschland desertiert und durfte deshalb 15 Jahre lang nicht nach Österreich zurück. So'n ,Blödmann.
------------------------------------------------------------------------------
P.S.: Jemand hat in diesem Thread mal erwähnt, - ich glaube, Greg war's - dass er ein Problem mit autoritären Personen hat. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Es hat mich jedenfalls noch nie besonders motiviert und angespornt,wenn mich wer mit Imperativ angesprochen hat! Das hat mich beim Bundesheer schon gestört, aber dort ist das eigentlich normal.
Beim Arbeitsplatz hingegen werde ich heute noch des Öfteren echt wütend, wenn ein Vorgesetzter einen Kollegen
anherrscht, bloß weil dieser halt noch nicht so lang in der Firma war wie er (und nicht so viel Zeit zum Arschkriechen hatte, um "aufzusteigen"). In solchen Fällen schreite ich oft lautstark ein, weil ich längst gemerkt hab, dass die meisten Neuankömmlinge
rascher lernen, wenn man ihnen ein gesundes Maß an Geduld entgegen bringt, anstatt sie bei jedem Anfängerfehler anzuschnauzen und niederzumachen.