Ich wollte diese Debatte ja eigentlich komplett ignorieren, weil ich sie so unglaublich absurd finde, dass es mir schwer fällt, Worte dafür zu finden.
Allerdings benötigt die ohnmächtige Wut, die man angesichts der Hirnrissigkeit dieses Geschwätzes verspürt, auch ein Ventil. Daher ein paar Zeilen von mir.
Ich war mir eigentlich hundertprozentig sicher, dass diese verbödete "Killerspiele"-Diskussion ein Relikt aus der Zeit war, als noch die zu Zeiten des 2. Weltkrieges (oder früher) geborenen in diesem Lande mehrheitlich das Sagen hatten, als Computerspiele tatsächlich noch etwas neues, für ältere Generationen befremdliches, vielleicht sogar bedrohliches waren und dass sich naive bis weltfremde Vorstöße dieser Art mit der Zeit verflüchtigen würden.
Dass jetzt, im Jahre 2009, im 21. Jahrhundert, tatsächlich noch seitens der Politik versucht wird, die tatsächlichen Ursachen zu verschleieren, in dem man einen wesentlich greifbareres Feindbild schafft, um sich die Verbannung dessen dann ganz uneigennützig als Beleg für die persönliche Tatkräftigkeit und das politische Engagement auf die Fahne schreiben zu können (siehe Schäuble), ist ja an und für sich schon schlimm genug.
Dass aber die Medien und die Öffentlichkeit das noch aufgreifen, das übersteigt meinen Verstand. Wie können die für die Talkshows überhaupt noch fünf Leute, die ERNSTHAFT darüber debattieren? Ist der Journalismus in Deutschland tatsächlich dermaßen am Ende, dass man auch heute noch den Nachbarsjungen vor einem Monitor, auf dem "Counterstrike" läuft, filmen darf? Ist die Durchschnittsbevölkerung wirklich derart verblödet, dass sie Videospiele als Ursache für Amokläufe auch nur ansatzweise wagt in Betracht zu ziehen? Anscheinend ja. Zumal man sich ja auch noch allen Ernstes über etappte Dopingsünder bei Sportveranstaltungen auf Weltniveau echauffiert. Oder wirklich glaubt, man mache ein Schnäppchen, wenn man im Matrazen-Outlet ein zu "80 % reduziertes" Modell kauft.
Wenn man halt in einer Gesellschaft lebt, die auf ihren Mitgliedern nach Belieben herumtrampelt, dann darf man sich auch nicht wundern, wenn der ein oder andere daran zerbricht oder sich dafür zu rächen versucht. Was übrigens keinesfalls als Entschuldigung verstanden werden soll.