Endlich mal wieder ein Forum zum richtig Senf geben
Ich klinke mich einfach mal beim Thema Stuttgart21 ein. Nur mal fürs Protokoll: Ich lebe in BW, bin tendentiell linksliberal eingestellt und finde die letzten (mindestens) drei Ministerpräsidenten schlichtweg peinlich ; ganz zu schweigen von der Verkehrsministerin, die sich weigert, in der Öffentlichkeit richtiges deutsch zu sprechen. Die Landes-CDU hat sich solange den "wertkonservativen" Hinterwäldlern angebiedert, dass die verlernt haben wie man sich in der Bundes/Eurobühne seriös zu präsentieren hat.
Nichtsdestotrotz verläuft diese "Debatte" höchst unsachlich ab, auf beiden Seiten. Tatsache ist nämlich, dass :
- die Grünen Jahre lang hatten, sich diesem Projekt in den Weg zu stellen.
- die SPD das Projekt unterstützt hat, bis zu
genau dem Zeitpunkt als sie realisierten, dass sie aus der Kontroverse politisches Kapital schlagen können. Opportunismus und Mangel an Integrität, das hört sich eher nach FDP an, so ersetzt man ein Übel anstatt es zu bekämpfen.
- die Regierung sich keine Mühe gegeben hat, uns das Projekt schmackhaft zu machen. Ich bin nämlich gar nicht so fest davon überzeugt, dass es nur Unsinn ist. Und keiner, mit dem ich bisher darüber reden konnte, wußte mir abgesehen von unsachlichen Parolen :"Viel zu teuer", "Unsinn", etc, was fundiertes darüber zu sagen. Z.B zukünftiger Nutzen für die Wirtschaft und den Verkehr, in Gegenüberstellung zu den Kosten.
Das heißt für mich, nur eins: Ob der neue Bahnhof Sinn macht oder nicht, wissen wir ganz bestimmt nicht, denn wir werden nicht als intelligent genug betrachtet, um mit solchen Informationen belastet zu werden. Zurecht auch, in den meisten Fällen. Aber die Oppositionsparteien und deren Lasttiere benutzen die Debatte höchst unmoralisch als Plattform um die Regierung zu stürzen. So sehr mir die Perspektive einer rot-grünen Regierung in BW gefällt, frage ich mich ob wir uns mit solchen rückgratlosen Opportunisten einen Gefallen machen.
Ach ja, und das -ach so liebreizende- Protestgehabe, wo waren die Streithähne, als es galt gegen willkürliche Studiengebühren, gegen willkürliche Sozialkürzungen, sogar gegen das bis zur Lächerlichkeit reglementierte Demonstrationsrecht zu protestieren ?? Aber nicht vergessen : das sind Themen die an den Stammtischen im Ländle höchst kontrovers und keineswegs Umfragefördernd sind, deswegen werden die auch wenn überhaupt nur halbherzig angefasst.
Und dann auch noch der Mappus und seine Capos, die auf römisch-imperiale Art auf das Unantastbare ihrer Entschlüsse pochen, einfach nur armselig. Die ganze Geschichte stinkt bis zum Himmel und wurde nur deswegen so hochgepuscht, weil das Merkel es zur Glaubenssache erklärt hat (das hat sie sicher zehnfach bereut). Alles nur Parteipolitik auf unserem Rücken ; jede blutige Nase bringt den Grünen 2 Prozentpunkte, jeder geworfene Stein bringt zehn konservative Zweifler wieder auf schwarzen Kurs.
Und für die Medien ist es Weihnachten und Ostern in einem.