Noch mal zu Kids: Manche uninspirierte Filme scheinen sich Anerkennung erschleichen zu wollen, indem sie ein möglichst übles Bild der Welt zeichnen - was, wie mir scheint, überhaupt erst in den 1990ern aufgekommen ist. Es ist jedenfalls überhaupt nichts dagegen zu sagen, wenn man sich auch mit den Abgründen des Menschseins auseinander setzt, es kommt aber auf das Wie an. Wenn es keine Handlung gibt, dann sind solche Filme entweder nur dazu da, sich am Elend anderer zu ergötzen
Oder aber, man will bluffen und Kritikern und Publikum Tiefgründigkeit vorgaukeln. Besonders hervorzuheben in dieser Hinsicht ist "Hundstage" (U. Seidl, A 2001), in dem es wirklich um gar nichts geht, außer zu zeigen, wie schlecht und ekelhaft der Mensch ist. Der Film wäre völlig unwichtig, hätte er nicht auch noch Kritikerlob und eine Reihe Preise erhalten. Nicht nur, dass der Film keine Handlung hat, ist er in dem, was er suggeriert, auch noch einseitig, als der dargestellte Abschaum der Menschheit ausschließlich der Arbeiterklasse entstammt. Liegt der Reiz dieses Films darin, dass die Mittelschicht, sobald sie aus dem Kino kommt, aufatmend denken soll: "Ich bin nicht so wie die! Ich bin ein besserer Mensch, da sieht man's mal wieder!" ???
Kurzum: Filme wie "Trainspotting" verhalten sich zu "Kids" oder "Hundstage" so wie ein ordentlicher Krimi zu einem Film, der aus 275 Mordszenen besteht, weil deren Macher dem Irrtum erliegen, dass es das ist, was die Leute an Krimis reizt.