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[Retro-Nerd]

Bitte nicht in einen Pseudo Politik Thread abgleiten. 

[Retrofrank]

Das Stichwort ist nicht plan- sondern wirtschaftlich.

Welche Person ist denn auf den Dreh gekommen, dass Bildung und Soziales wirtschaftlich organisiert und Gewinne abwerfen muss?

Edith: Versachlicht...

Bei Krankenhäusern war es so, dass die Kassen bis Mitte der 90er nach Liegedauer auszahlten.
Da wurde natürlich auch viel Schindluder betrieben. 96 wurde dann eine Art Fallpauschalen-System eingeführt, was genau in die andere Richtung schlug. Pflege wurde darin nicht abgebildet, die abgerechnete Leistung brachte nur der Arzt. Seit dem mussten die Häuser um jeden Pfennig mit den Kassen streiten. Fatal auch das jeder Krankenhausbetreiber selbst festlegen konnte, wie eine Mindestbesetzung in den jeweiligen Bereichen auszusehen hatte. Da kommen erst jetzt langsam verpflichtende Vorgaben ins rollen. Der demographische Wandel, also dass eine Flut von versorgungsbedürftigen, alten Menschen auf uns zukommt, war schon seit 30 Jahren abzusehen, aber man hat einfach die Ohren steif gehalten, wie jemand der am Strand in aller Ruhe seine Sandburg weiterbaut, wärend ein Tsunami anrollt.

[Anna L.]

Ärzten und Krankenhäusern kann man nicht mehr vertrauen. Die wollen Kohle machen. Wer nicht auf der Hut ist, wird verarscht.


Übrigens hat PsychoT vollkommen Recht.
Besonders hart trifft es Physiotherapeuten. Ein Schweinegeld für die anspruchsvolle und schwierige Ausbildung, ein Schweinegeld für Fortbildungen, zu denen man mehr oder weniger gezwungen wird, weil man sonst nicht breit genug einsetzbar ist. Dazu ein magerer Jahresurlaub, der für die Fortbildungen drauf geht. Und ein mieses Gehalt und viel blödes Geschwätz von Patienten, die vom Therapeuten nach drei Sitzungen die Wunderheilung erwarten, während sie zu Hause ihren wohlhabenden, lahmen und fetten Arsch nicht vom Sofa runterbekommen.

[cassidy]

Ich habe im engeren Bekanntenkreis vier Physiotherapeuten. Die können teilweise ihre Flocken mit der Schubkarre nach Hause fahren. Was haben die falsch gemacht?
Allerdings denke ich auch, dass es nicht sein kann, dass diese Ausbildung so ein Schweinegeld kostet, während ähnlich anspruchsvolle Ausbildung, respektive Studium medizinischen Bereich nahezukostenlos ist.

Ich selber bin ja auch im so genannten sozialen Bereich.  Bin auch der Meinung, mit stünde mehr Geld zu. Immerhin Ausbildung, dann parallel zum Beruf noch Studium. Stellt sich aber auch die Frage wie das finanziert werden soll.
Meinen Kindern rate Ich, was vernünftiges zu lernen. Der ganze Geisteswissenschaftskram, den ich immer so toll fand, der bringt nix.

Zum Thema:
Ich hasse Menschen, die nicht grüßen, bzw zurückgrüßen können. Ich bin Heute Mittags auf nem Weihnachtsmarkt in Düsseldorf so rumflaniert, als mir plötzlich nach einem Reibekuchen war. Da gab es eine Bude, niemand da, ausser der Verkäuferin. Ich also hin, freundlich lächelnd ein "Guten Tag" auf den Lippen. Sie glotzte nur stumpf zurück. Ich also nochmal "Guten Tag ", hätte ja sein können, dass sie gerade meditierte, ihre Reaktion GLOTZ. Nach der dritten , etwas genervten, Tagesbeschreibung dann "eine Portion?".....daraufhin verließ ich den Stand. Mir war nach wütend sein. Vermutlich wird auch diese Person sich daheim über zu wenig Geld und Anerkennung beschweren.  Ich verstehe solche Leute nicht.

[Anna L.]

Was meinst du damit, die können die Flocken mit der Schubkarre nach Hause fahren?
Schwimmen die im Geld?
Ich kenne Anfänger in dem Bereich, die keine 1200 netto nach Hause bringen.
Das ist nur wenig mehr als das, was ein Ungelernter verdient, wenn er im Edeka Regale einräumt.
Allerdings gibt es auch welche, die übertariflich bezahlt werden, je nachdem halt, wo man landet.
Doch selbst dann ist es kein wirklich guter Lohn, schon gar nicht in Anbetracht das Aufwands und der Kosten des Werdegangs.
Da ich in Grenznähe zur Schweiz wohne, träumt jeder Physio davon, in der Schweiz zu landen, wo fast das Doppelte verdient werden kann.
Auch die Krankenschwestern und Altenpfleger träumen davon.
Und viele tun es.

[cassidy]

Die leisten recht viel, bekommen aber auch ziemlich ordentlich dafür.  Drei sind selbstständig, Einer angestellt. 1200 Euro halte ich aber fast schon für unrealistisch, wenn wir von einem Vollzeitjob sprechen. Ich denke nicht, dass ich in diesem Fall auch nur einen Finger krumm machen würde.  Nicht mit der Vorleistung die erbracht wurde und dem Aufwand der betrieben wird. Würde ich dann auch Niemandem empfehlen.  Als ungelernter Schulverweigerer dürfte man sich allerdings nicht beschweren.  1200 Eier!! Ganz im Ernst!? Für ne volle Stelle? Wahnsinn.

Ja. Schweiz. Ein Träumchen! Würde mich da auch dumm und dämlich verdienen. Wenn man die dortigen Lebenshaltungskosten nicht tragen müsste.

[PsychoT]

1200 Eier!! Ganz im Ernst!? Für ne volle Stelle? Wahnsinn.

Ist aber so. Das ist der Durchschnittslohn eines Physiotherapeuten in Deutschland für eine 40h-Woche, also Vollzeit. Die 3jährige Ausbildung kostet 15000-20000 Euro, Fahrtkosten zur Klinik etc. nicht einberechnet. Willst du noch ein Bachelor-Abschluss machen kostet das nochmal was. Versteht sich von selbst, dass einem dieser Abschluss in Deutschland keinen Cent mehr einbringt noch die Ausbildung irgendwie bezahlt wird. Das ist das Modell in Deutschland: Bilde Physiotherapeuten gegen ein monatliches Schulgeld von 400-600 Euro aus, lasse die zahlenden Auszubildenden noch auf eigene Kosten in Kliniken arbeiten und kassiere für diese Leistung zusätzlich nochmal ab, gib aber nichts den Auszubildenden, die diese Arbeit geleistet haben. Das ist die Realität, mein Lieber. Hab's ja selbst mitgemacht. Das höchste der Gefühle, was man als angestellter Physiotherapeut verdienen kann, sind knapp 2000 Euro brutto. Mehr definitiv nicht! Und das auch nur, wenn du in einer Praxis oder Klinik mit entsprechendem Privatpatientenanteil arbeitest. Deine Kumpanen können gar nicht soviel verdienen, dass sie in Saus und Braus leben können. Jedenfalls nicht mit reinen physiotherapeutischen Leistungen. Die werden wohl hauptsächlich Privatpatienten behandeln, die zudem sehr gut betucht sind, und ihnen noch eine persönliche Betreuung anbieten. Guck dir doch mal die Berechnungsgrundlagen der Krankenkassen an. Du bekommst als Arbeitgeber für eine Einheit Physiotherapie knapp 15 Euro, für Lymphdrainage und Massage noch wesentlich weniger. Für Manualtherapie zwar rein theoretisch mehr (knapp 20 Euro), aber das wird nicht mehr verschrieben, da es das zu knapp bemessene Budget der Ärzte zu sehr angreift, daher wird wenn dann Physiotherapie verschrieben, da es weniger kostet. Für die Kassen ist eine Einheit 15 Minuten. In der Praxis werden in der Regel 20 Minuten geleistet, da die Zeit auch die Begrüßung, das Umziehen, die Anamnese, das Reinigen der Hände und den Kabinenwechsel zum nächsten Patienten mit beinhaltet. In 15 Minuten kann man rein gar nichts machen, in 20 Minuten hat man wenigstens noch 15 Minuten für die eigentliche Behandlung und die Hausaufgaben für den Patienten "über". Ergo bekommst du pro Arbeitsstunde nur 45 Minuten bezahlt. Und in diesen 45 Minuten kannst du z.B. Manualtherapie machen, bekommst aber nur Physiotherapie bezahlt, was 25% weniger Geld einbringt. Und das alles als Arbeitgeber. Als arbeitnehmender Therapeut bekommst du nur einen Bruchteil davon. Netto hast du pro Stunde knapp über 7 Euro "Lohn". Kannst dir also selbst ausrechnen was am Monatsende dabei rumkommt. Ich selbst habe im ersten Monat für 40 Stunden pro Woche 1500 Euro brutto bekommen. Am Ende waren's 1800 Euro brutto, was ca. 1300 Euro netto sind. Die Fortbildungen musste ich selbst zahlen. Und die günstigste Fortbildung, die dir am Ende auch ein Abrechnen mit den Kassen ermöglicht, kostet fast 2000 Euro und dauert ca. 6 Monate. Kannst dir ja denken wieviel Massen an Geldern du mit einem solch üppigen Gehalt für deine Fortbildungen, die dir finanziell rein gar nichts bringen (mach doch mal eine Manualtherapie-Lizenz in 3 Jahren für 8000-12000 Euro und bekomme am Ende vom Arzt keine Manualtherapierezepte, da sie "zu teuer" sind), schon gar nicht als Angestellter, aufbringen kannst. Nein, alles scheiße! Weißt du was du als angestellter Physiotherapeut, der immer fleißig in den Rentenpott einzahlt, an Rente zu erwarten hast? Pass auf: 400-600 Euro! Ja, echt jetzt! Bis dahin bist du nur körperlich ein Wrack und brauchst 3500-5000 Euro monatlich für's Pflegeheim...

In Österreich bekommen Therapeuten ca. 50% mehr Gehalt als in Deutschland, und in der Schweiz ist man als Physiotherapeut einem Arzt gleichgestellt und kann 8000-10000 Euro monatlich verdienen. Vor allem aber bekommt man in beiden Ländern wenigstens ein klein wenig Anerkennung für seine Leistungen. In Deutschland wird man quasi als "der Masseur" betrachtet, also der Depp vom Dienst.

[cassidy]

Ich glaube es, kann es mir aber beim besten Willen nicht vorstellen. Vor Allem, dass man das mitmacht.
Wie gesagt, drei mit eigener Praxis, diversen Angestellten, alle verheiratet, mehrere Kinder, zwei bis drei Autos eigene Häuser im Grünen und zwei,dreimal im Jahr in Urlaub. Die Frauen gehen nicht arbeiten. Ich frag die mal.
Der, der Angestellt ist, ist auch ganz gut aufhestellt. Vor Allem, die arbeiten definitiv Alle keine 40 Stunden die Woche. 
1200 Euro! Für einen voll ausgebildeten Mitarbeiter....echt nicht zu fassen...

[mark208]

Ist aber eben trotzdem planwirtschaft, weil nicht der Markt bestimmt Preis und Angebot, sondern Kommissionen. Und da gibt es entgegen landläufiger Meinung auch Gewinner und Verlierer. Und zu denen gehören z.B. die Physiotherapeuten, da sie nur Hilfserbringer sind und keine Lobby haben. Therapeuten in der Psyschologie oder Heilpädagogik geht es ähnlich, die sind nicht schlagkräftig organisiert bzw. zu wenige, die werden bei der Bewertung durch die Kommissionen regelmäßig rasiert.

[forenuser]

Soweit ich das überblicke findet sich in den USA eine marktwirtschaftlich organisierte medizinische Vor- und Versorgung...

[Kytana]

Jetzt muss ich mal saure Luft ablassen.
Ich hatte jetzt zwei Tage frei und werde von der Firma angerufen... an eben diesen besagten freien Tagen.
Und zwar mehrmals. Natürlich denkt man sich dann es ist halt was Unerwartetes passiert, du hast etwas
vergessen oder sonst was. Nein, laut Anrufbeantworter gings nur um einen Kunden wegen einer Mappe. 

Dann schau ich nach und seh mein Plan am Samstag wurde geändert. Obwohl ich laut Dienstplan am Nachmittag
frei habe bekomme ich Abenddienste dazu. Ich mein, was wenn ich etwas vorgehabt hätte. Einen Termin oder
Ähnliches? In dieser Firma kennt man wohl das Wort Privatleben nicht.

Ich nehme an das ist Gesetzes konform, dass man Mitarbeiter so behandeln und spontan einteilen darf ohne zu fragen.
Anders kann ich mir ihr Handeln nicht erklären. Und auch noch so viele Einsätze am WE. Ganze 13-14 Einsätze, sprich
von 6:00 bis 19:00 mit kurzer Pause dazwischen, je nachdem wann ich fertig werde zu "Mittag". 

[PsychoT]

Du bist eben nur eine "medizinische Hilfskraft" und damit nichts wert. Wen interessiert schon das Privatleben einer solchen Person? Solche Personen gehören ausgenutzt. Wie kann man auch nur so blöd sein und mit einer solchen Naivität und einer Portion Idealismus für einen Hungerlohn diesen Job auszuüben? Selbst schuld. Gewöhn dich dran, in dieser Welt wird sich diesbezüglich nichts mehr ändern. Lebe damit oder:

Überleg schon zu kündigen. 

Nur mal so als Tip: Tu es!

Ich würde kündigen. Aber das schrieb ich ja bereits. Ich für meinen Teil tat es, und ich tat es so, dass ich meinem damaligen Chef noch einen reingewürgt habe. Kündigungsfrist 4 Wochen. Ich wartete bis zum letztmöglichen Termin der fristgerechten Kündigungsübergabe. Auf einmal bot er mir 300 Euro mehr an, was vorher nach seiner Aussage nicht möglich war. Tja, Pech gehabt. Hätte er lieber mal gleich mit offenen Karten gespielt. Es war mir ohnehin alles klar. Klar war auch, dass er auf die Schnelle keinen Ersatz für mich finden konnte. Schon gar nicht jemanden mit diesen Fähigkeiten. Es hat 1 Jahr gedauert bis er einen halbwegs adäquaten Ersatz hatte. So habe ich also gewissermaßen noch für einen finanziellen Verlust gesorgt. Wer meint mich für dumm verkaufen zu können bekommt das Echo zu spüren. Egal in welcher Form. Kann ich dir nur empfehlen. Dummerweise gibt es nach wie vor genug Idealisten oder Menschen mit völlig falschen Vorstellungen was Beruf und Verdienst angeht, von daher mangelt es (noch) nicht an Nachwuchs. Jedenfalls nicht in der Physiotherapie. In der Altenpflege etc. sieht es da schon anders aus, die haben ja jetzt schon massive Probleme. Aber selbst in der Ausbildung hieß es schon, dass die Physiotherapie sterben wird. In Holland ist es bereits vor etlichen Jahren passiert, und Deutschland wird folgen. Da können die jetzt ihre tollen Gesetze ändern wie sie wollen (was eh nur minimal positiv sein wird, wenn überhaupt), es wird das Kind nicht mehr aus dem Brunnen holen können.

[Retrofrank]

Technisch gesehen, kannst du nicht zur Arbeit eingespannt werden.
Ein Dienstplan ist ein verpflichtendes Dokument.

[Adept]

Also, manche Leute sind so selten doof...
Wir haben hier einen ägyptischen Lagerarbeiter, den der Chef jetzt entlassen hat. Und der wird von Tag zu Tag irgendwie...dümmer. Ich habe so viel Blödheit auf nen Meter achtzig geballt noch nie gesehen. Leider liegt es weniger an der Sprachbarriere, weil: unsere Bürozibben anmaulen funktioniert wunderbar. Mir graut ja schon davor, wenn der weg ist und mich anruft wegen irgend nem Abrechnungs-Gedöns...

[suk]

...und schon will Jens Spahn, der also ganz offensichtlich bei Kultboy heimlich mitliest, die Gehälter von Physiotherapeuten anheben. Na bitte. Wenn er das ähnlich engagiert angeht, wie bei der Schaffung weiterer Pflegestellen, könnten locker 5-6€ im Monat drin sein!