Wie auch im 2000er Thread, hier ein kurzer (
) Rückblick meinerseits auf diese Epoche, halt so wie ich sie gesehen und miterlebt habe, daher ohne jegliche Garantie
Daher auch hier: Schreibt doch einfach wie ihr das ganze gesehen habt, was ihr als herausragend in Erinnerung behalten habt, was euch begeistert bzw. enttäuscht hat, einfach alles was euch dazu einfällt
Die 90er Jahre aus Sicht der Computer/Videospiele: Wie auch auf der poltisichen, als auch musikalischen Bühne, überall ist die Welt im Wandel. Die Wiedervereinigung kommt, der Ostblock geht, und in musikalischer Richtung hören auf einmal viele elektronische Musik, kurz Dance oder Techno genannt.
Aber auch in der Welt der Computer- und Videospiele kommt einiges an Wandel. Die Zeit der
8-bitter, wie dem
Commdore C-64, dem
Schneider CPC,
Spektrum und des
Atari 800XL neigt sich langsam dem Ende zu, hier übernehmen recht schnell die 16-bitter den Markt, allen voran
Commodore und
Atari, die mit Ihren Nachfolgermodellen
Amiga (vor allem Amiga 500) und
Atari ST recht schnell den Spielemarkt in Europa beherrschen. Zwar halten weiterhin viele Hersteller den 8-bittern die Treue, doch die technischen Möglichkeiten der 16-bitter übernimmt bald die Oberhand.
Zu dieser Zeit erkennen immer mehr Unternehmen den Markt, der sich auftut. Kommen Spitzentitel anfangs weiterhin aus England (Sensible Software, Bitmap Brothers, etc.) oder den USA (Lucasfilm Games/Arts, Sierra-On Line, Microprose, Electronic Arts, Cinemaware etc.), so sprießen mit der Zeit fast überall neue Softwarefirmen auf den Markt, gerade auch in Frankreich (Coktel-Vision, Lankhor) und in Deutschland (Blue Byte, Software 2000, Rainbow Arts), um nur einige von vielen Firmen zu nennen.
Softwaremäßig werden alle Genres bedingt und neue hinzugefügt. Actionspiele gibt es in allen Variationen, von Shoot´em Ups wie
X-Out, Battle Squardron, S.W.I.V, Xenon 2 oder Turrican über normale Ballerspiele, die Palette ist lang. Auch die Zeit der
Adventures ist auf ihrem Höhepunkt, Spiele wie The Secret of Monkey Island, Indiana Jones and the Fate of Atlantis oder die Nachfolgespiele aus der Hand von Sierra (
Larry, Kings Quest, Space Quest) laden zum genüsslichen Rätseln ein, und das teils über Wochen. Das I-Net ist noch entfernt, wenn man bei einem Adventure nicht weiterkam half also entweder nur starres Ausprobieren, gerne auch mit Freunden in der Runde oder man hatte Glück und ergatterte gerade zu dieser Zeit eine Zeitschrift, die die passende Lösung bereithielt (aus eigener Erfahrung: es war selten der Fall
). Auch Jump´n´Runs feierten ihre beste Zeit, es erschienen massig gute davon (
Fire & Ice, Lionheart,
Superfrog etc.) Wie schon erwähnt, es wurden alles Genres zum besten bedient, die Auswahl der Spiele war mehr als gut. Natürlich gabs damals auch ordentlich Schund oder Blender, wie beispielsweise das grafisch geniale, spielerisch aber recht kurze
Defender of the Crown von Cinemaware, das viele dem Atem raubte.
Spielezeitschriften waren damals also aufgrund des fehlenden Internets noch fast ein Muss, wollte man nicht bei dem ein oder anderen Kauf danebengreifen. Denn gerade zu dieser Zeit bedienten sich Herstellern auch mal gerne irgendwelcher Hitsterne, die für eine bestimmte Systemversion (bsp. Amiga) ausgezeichnet wurden, auf einem anderen System (bsp. C-64) aber eigentlich Murks waren. Der Markt für Spielezeitschriften war also gegeben, und auch da war die Auswahl groß: Angefangen von systemübergreifenden wie der
ASM oder der
Power Play über systembedingte Zeitschriften wie beispielsweise dem
Amiga Joker oder der
Amiga Games, für jede Zielgruppe gabs die passende Zeitschrift, wenns auch wertungstechnisch teils frappierende Unterschiede gab, wie ein Blick in unsere
Mag vs. Mag Sektion recht gut zeigen dürfte
Aber nicht nur die Computer, auch die Videosysteme befanden sich im Wandel. Konnte
Sega mit dem
Master System in den 80er Jahren
Nintendos
NES weltweit nicht die Stirn bieten, so waren es im 16-bit Zeitalter Sega, die als erstes auf den Zug aufsprangen. Und das mit orgentlich Erfolg. Das Mega-Drive wurde vor
Nintendos
Super-NES auf den Markt gebracht und verkaufte sich richtig gut. Man versuchte mehr auf "erwachsene Spiele" zu setzen, auch schaffte man es mit
Sonic eine Figur als Maskottchen zu wählen, die es ernsthaft mit Nintendos Klempner
Mario aufnehmen konnte. Auch genügend Softwarehersteller sprangen, zweifelsohne auch durch die nicht so stark angezogenen Lizenzvoraussetzungen wie bei Nintendo recht schnell auf den Zug auf und entwickelten Software für den Mega-Drive, von Umsetzungen bekannter Amiga Spiele wie
Cannon Fodder, Another World oder Populus auch über einige eigens für das System entwickelten Spiele.
Dem Erfolg der frühen 90er Jahre ist es sicherlich zu verdanken, dass immer mehr Firmen auf den Markt kamen und sogar neue Systeme auf den Markt bringen wollten. Gegen Mitte der 90er Jahre, speziell genannt mit Masseneinführung der
CD-Rom kamen die nächsten Veränderungen. Commodore´s Amiga 500, erst vor kurzem Sieger im Kampf der 16-bitter gegen Ataris ST(E) geworden beispielsweise verpasste den Sprung in dieses Zeitalter vollends; weder die Spielekonsole CD-32, noch das Multimedia Talent CD-TV oder das (Spiele)-Nachfolgermodell Amiga 1200 konnten lange auf dem Spielemarkt mithalten und verschwanden bald in die Versenkung. Der Sieger des ganzen auf dem Computermarkt war also der
PC. Dank der neuen Kapazität der CD-Rom ließen sich ganze Videos auf diesem Datenträger einfügen, Spiele wie
Rebell Assault, spielerisch ebenfalls eher dünn, oder die
Wing Commander Spiele ließen Spieler auf der ganzen Welt das Wasser im Munde zusammenlaufen, so das der PC recht schnell vom eher (vor allem in Europa und auf Spiele bezogen) belächtelten System bald in allen Spiele-Haushalten zu finden war. Sicherlich dazu beigetragen hat auch ein neues Genre, welches auf dem PC populär wurde: Die
Ego-Shooter und ein wenig später die
Echtzeit-Strategiespiele. Spiele wie Wolfenstein 3-D oder Doom und Duke Nukem, die teilweise auch durch Ihre Indizierung berühmt wurden, erlangten schnell das Interesse der Spieler, wie auch
Westwoods Dune II oder speziell auf PC später die
Command & Conquer Serie.
Im Heimcomputer-Sektor war das ganze also ab ca. 94/95/96 geklärt, auf dem Videospielemarkt wurde es ab diesem Zeitpunkt erst richtig interessant. Auch hier behielt die mit großen Daten bestückbare CD-Rom gegenüber den konventionellen, dafür schnell ladenen
Modulendie Oberhand. Sega´s erster Versuch, die Erweiterung
Sega-CD konnte kommerziell noch keine Erfolge erzielen, was sicherlich auch daran lag das außer einigen Higlights wie der CD-Version von
The Secret of Monkey Island nichts nennenswertes darauf erschien, Nintendos Super-NES hingegeben blieb bei der Modulvariante.
Technisch war der Markt aber weiter fortgeschritten, neue Konsolen brauchte das Land. Sowohl die beiden Marktführer Sega und Nintendo, als auch einige andere Hersteller wie
Philips mit seinem
CD-i,
Atari mit dem
Jaguar oder das
Panasonic 3-DO, alle versuchten den neuen Markt und das Medium CD-Rom zu erschließen. Einzig Nintendo blieb mit seinem
Nintendo 64 den Modulen treu, was sich als Fehleinschätzung herausstellen sollte. Auf der Liste gab es noch einen Hersteller der sich auf neues Terrain wagte,
Sony´s Playstation. Im Gegensatz zu Segas Saturn, der vor allem starke 2-D Spiele bot, versuchte sich Sony an der
3-D Technologie und traf damit den Nerv der Zeit. Alle wollten nun Sony´s Wunderkonsole haben, weder Sega noch Nintendo oder einer der anderen Hersteller konnte sich damit messen, die Playstation übernahm den Videospielemarkt und sollte später erfolgreich durch das Nachfolgemodell abgelöst werden.
Spiele: Wie gesagt, es war ein gewisses El Dorade der Spielezeit. Die Hersteller versuchten gerne etwas, wie beispielsweise
Psygnosis mit ihrem Geschicklichkeits-/Denkspiel- Mix
Lemmings. Gute und abwechslungsreiche Spiele gab es zu Hauf auf allen Systemen, selbst eine Aufstellung der wichtigsten würde diesen Thread hier komplett sprengen. Rückwirkend betrachtet habe ich meine Zeit wohl am meisten mit
Civilization von Microprose,
Die Siedler und Great Courts 2 von
Blue-Byte Sensible (World of) Soccer auf dem Amiga,
EA Hockey/NHLPA 93, Fifa International Soccer (alle EA) auf dem Mega-Drive und
Final Fantasy VII von
Squaresoft und
Gran Turismo (Sony) sowie
Toca 2 von
Codemasters auf der
PSX verbracht. Kurzum, für eigentlich jeden Typ gabs genügend Spiele, und damals hatte man, war man ja meist noch Schüler, auch die Zeit diese intensiven Spiele zu spielen.
Was war sonst noch aktuell?
- Raupkopien: Wer keine hatte werfe den ersten Stein
Gerade auf Commodores C-64 und Amiga Gang und Gebe, von vielen auch als einer der Gründe für den Untergang des Amigas genannt. Die Hersteller versuchten meist sich entweder durch Handbuchabfragen oder durch sogenannte Code-Wheels (unvergessen hier die Monkey-Island Code-Wheels
) zu schützen, meist eher mit geringem Erfolg. Es gab einfach so viel gutes, und man wollte es natürlich auch unbedingt gespielt haben, wenngleich das auch meist zur Folge hatte das Spiele nach einmaligem Spielen direkt in die Ecke flogen.
- Spieleboxen und Handbücher: Besonders die Herren von Microprose kann man da als überaus emsig bezeichnen. Die Spieleboxen waren groß und boten meist überaus ordentliche Anleitungen, bei denen es auch nicht schaden konnte, sie auch gelesen zu haben
Auch gerne gesehen, wenn auch rar zu diesen Zeiten:
Gimmicks. Die Herren von Psygnosis dürften da am meisten bekannt für sein, steckten sie in ihre Spiele doch sogar mal ein T-Shirt, worauf sich ein Magazin auch mal den Spaß erlaubte das T-Shirt zu testen
- man spricht Deutsch: Da der Spielemarkt in Deutschland rasant wuchs, kamen auch immer mehr Spiele mit deutscher Übersetzung und/oder Anleitung heraus. Gerade Firmen wie LucasfilmGames/Arts wurden durch ihre guten Übersetzungen von
Boris Schneider-Johne bekannt, und auch die Spiele von Microprose Games waren, wie die Handbücher auch, meist in (mehr oder weniger perfektem
) Deutsch übersetzt
Das soll als Anfang mal genügen, ich denke mal alles kriegt man eh nicht in ein Post rein
Also, auf frohes Diskutieren, immer her mit euren Erzählungen