Tja, gute Frage. Einen 200-300 Millionen teuren Film bringt niemand jetzt im Stream. Das finanziert den Film nicht mal ansatzweise. Sony hatte es mit Greyhound noch halbwegs schlau gemacht. Der Film war nicht so extrem teuer, und man hat ihn zum streamen exklusiv an Apple verhökert. Für knapp 70 Millionen. Gewinne bringt das aber auch nicht, da die Produktonskosten bei ca 50 Millonen lagen. Gewinne spielt man erst ab dem doppelten Umsatz der reinen Produktionskosten ein. Für Kinofilm Werbung wird fast immer das gleiche Budget nochmal ausgegeben.
Das war eigentlich ein exorbitant guter Deal von Sony. Greyhound ist ein typischer US Militaria Film, die spielen 75% ihres Geldes nur in den USA ein. Vergleichbar ist da Unbroken von Angelina Jolie (2,5x weltweit, davon 1,7x in USA).
Das mit der 200% Regel basiert hauptsächlich auf den Kinoreleases, da bis Star Wars 7 (oder 8, nicht mehr sicher) der maximal Anteil des Studios bei 50% pro Film lag, also 50% an den Kinobetreiber gingen. Das hat sich inzwischen bei über 60% für die ersten Wochen eingebürgert. Zudem war das weltweite Box Office auch weniger interessant für die Studios, da diese oftmals nicht direkt von deren lokalen Dependancen vertrieben wurden, sondern von lokalen Vertrieben (hierzulande zB Senator, Universum). Dadurch sinken die Einnahmen natürlich noch einmal. Und oftmals enthalten die Produktionskosten auch nicht die Marketingkosten. Deswegen gilt ein Film frühestens ab 200% als erfolgreich, allerdings auch nur, wenn mindestens 50% davon aus den USA kommen. Filme, die ihr Geld hauptsächlich im Ausland eingenommen haben wie zB Pacific Rim (2,15 weltweit, davon 0,53x in USA) oder Warcraft (2,75x weltweit, davon 0,3x in USA) gelten dagegen höchstens als knappe Erfolge und bekommen maximal zögerlich Nachfolger.
Sind beim Streamen von Filmen die Einnahmen ähnlich erbärmlich wie beim Streamen von Musik?
Absolut nicht vergleichbar. Filme werden wie bisher üblich für den Heimmarkt normalerweise in Paketen verkauft, wie es schon immer für PayTV und FreeTV gehandhabt wurde. Da werden dann mehrere Millionen für Big Budget Film x bezahlt, bekommt dann aber noch 20 Gurken/alte Filme oder so dazu. zB war der Disneydeal von Netflix für die Releases 2017-2019 grob 300 Millionen US Dollar schwer. Die beliebte, aber schon alte Serie Friends kostete Netflix 100 Millionen im Jahr 2019, Star Trek Discovery Staffel 1 wurde auch größtenteils von Netflix bezahlt mit grob 90-100 Millionen. Allerdings bekam Netflix nun so mächtig, dass die großen Studios lieber ihre eigenen Streamingdienste (Disney+, HBOMax [Warner], Paramount+ und Peacock[Universal]) auf den Weg bringen.
Netflix hat letztes Jahr 20 Milliarden eingenommen, davon blieben dann grob 2 Milliarden US Dollar Gewinn bei über 150 Millionen Nutzern. Der Wert ihrer Anlagen (also selbstproduzierte Filme, Technologie etc) wuchs dabei um 4 Milliarden, Gehälter und Entwicklungen kosteten 2,4 Milliarden, Marketing 2,6 Milliarden. Damit käme man also per Milchmädchenrechnung auf Lizenzkosten in Höhe von 9 Milliarden US Dollar. Das hört sich viel an, aber der Umsatz im Kino 2019 war insgesamt 45 Milliarden. Sprich, per Streaming nimmt man selbst nicht so viel ein wie per Kino, zumindest solange man nicht selbst produziert.
Disney hatte zB an ihren großen Releases grob 3 Milliarden Produktionskosten (konnte da keine verlässlichen Zahlen finden, ist Schätzung meinerseits), hat aber 13 Milliarden USD im Kino erzeugt. Wenn man also vom groben 55% Cut ausgeht, haben die Disney Studios also grob 7 Milliarden USD eingenommen. Um das Geld nun per Stream einzunehmen, bräuchten sie erstmal bei aktuell 7USD Kosten über 80 Millionen Kunden um die Kosten zu decken. Da kommt aber noch viel mehr dazu, da Disney ja auch nun deren Shows vom Disneychannel bringen und neue Shows wie Mandalorian. Die Fixkosten sollten auch ähnlich wie bei Netflix sein. Daher kann man von ausgehen, dass Disney mindestens die 200 Millionen Kunden braucht um da in ähnliche Höhen zu kommen, wahrscheinlich sinds noch mehrere Millionen mehr. Deswegen wurde Mulan auch für 30 USD angeboten, da man so die Kosten besser reinbringen konnte - aber das war ja bekanntlich ein großer Fehlschlag.