Geständnisse von Psychopathen (pathologische Egozentriker) sollte man auch nicht alles glauben, die wollen mit ihren Taten prahlen, nicht sich entblößen.
So einfach ist es nicht. Es gibt da schon noch unterschiedliche Typen, und unterschiedliche Motive. So ist es auch gar nicht mal untypisch, dass Menschen mit solch komplexen Krankheitsbildern, ganz "froh" und "erleichtert" sind, wenn sie dann erwischt werden, da sie sich absolut nicht mehr unter Kontrolle hatten. Viele dieser sexuell orientierten Straftäter geben am Ende ihrer "Karriere" auch komplett ihre Vorsicht auf. Indirekt kann man sogar den Wunsch unterstellen, dass sie erwischt werden wollen. Dass sie selber zu schwach sind, ihrem Drang zu widerstehen, und dass sie, fast schon darauf hoffen, dass man sie bekommt. Dahmer passt ganz gut, in diesem Fall. Er ist auch kein typischer Serienmörder, es gab in seiner Kindheit und Jugend, z.B., keinen Missbrauch. Also, keine "typische" Opfer-Täter Umkehr. Auch nennt er als Begründung für viele seiner Taten eher die Angst davor, dass er verlassen werden könnte. Der Widerspruch zwischen seinem Wunsch und seinen Taten war ihm bewusst. Hinzu kam massiver Alkoholmissbrauch, von jungen Jahren an, und ein her zurückhaltendes Wesen. Die Ehe seiner Eltern war nicht glücklich, und die Mutter hatte sich, quasi, von jetzt auf gleich aus dem Leben des jungen Jeffrey verabschiedet. Zuverlässigkeit und Wärme hatte er eher vom Vater bekommen, welcher aber auch seinen Bedürfnissen nicht ganz gerecht werden konnte, ihn aber immer, irgendwie unterstützt hat. es ist auch zu vermuten, dass Dahmer von Klein an, unter einer, oder mehreren, psychischen Auffälligkeiten litt. Ich meine mal gelesen zu haben, dass man bei ihm eine bi-polare Störung oder eine Form von Autismus vermutete. Auch, kann es sein, dass er an einer Form von Borderline litt. Dass ist für sich genommen schon ein interessanter Cocktail, der im Zusammenhang mit Verlustängsten, Zweifeln an sich und einem stark verminderten Selbstwert und starkem Alkoholmissbrauch zu massiven Auswüchsen führen kann. Wenn man keine Hilfe bekommt, oder keine sucht. Auch ist nicht auszuschließen, dass im Zusammenhang mit dem Alkoholmissbrauch und den zugrundeliegenden Störungsbildern eine Form der Schizophrenie heranwächst. In seiner Vita ist immer wieder davon zu hören, dass er versucht hat gegen seinen inneren Dämon anzukämpfen, es ihm sogar über viele Jahre gelang, bis es wieder zu einem Auslöser kam. Seine, vermeintlich, coolen Reaktionen, seine Teilnahmslosigkeit, die man ihm immer wieder vorwirft, sind, im Prinzip, nur Ausdruck seiner Krankheit. Dahmer fühlte nicht wie "normale" Menschen. Emphatie war ihm fremd. Ebenso, wie das Gefühl, mit sich selbst etwas anfangen zu können, sich als wertvoll wahr zu nehmen.
Dahmer ist in so weit für seine Taten verantwortlich zu machen, als dass er wusste, was er tat, und warum. Ihm war klar, dass er sich über gesellschaftliche Konventionen hinwegsetzte, und dass dies, im Falle der Entdeckung, zu Bestrafung führte. Er hätte sich, früh, um Hilfe bemühen müssen. Kognitiv war er in der Lage, dies zu begreifen. trotzdem befand er sich in einem Kreislauf aus Scham, Selbsterniedrigung und dem Wunsch nach Erfüllung seiner Triebe und Neigungen. trieb und Neigungen haben gewonnen. Allerdings nicht ganz. Mit seinem schlampigen Umgang mit den Opfern hat er sich, bewusst oder unbewusst, eine Hintertür aufgelassen. Nämlich, dass er erwischt werden musste, weil er sich nicht mehr im Griff hatte. Ich vermute, es steckte eine gewisse Absicht dahinter, und nicht das Gefühl, schlauer und besser als alle Anderen zu sein. Es war kein Wettkampf mit den Behörden oder einer ominösen Macht. Einzig sein eigener, innerer Kampf und Konflikt. Leider hat ihm Niemand früh genug helfen können. Nur dadurch hätten die Opfer am Leben bleiben können. Irgendwann war der Zug auf dem Gleis und nicht mehr aufzuhalten
Die Serie gucke ich nicht, aber ein "eingeschüchtertes Schwein" wird er wohl nicht gewesen sein, so locker er sich bei verdächtigen Situationen herausreden konnte
Ich denke nicht, dass das "locker" war, es gehört wohl zu seinem Krankheitsbild.
Ich, persönlich, finde den Typen absolut widerlich. Respektive, seine Taten. Das Netflixdrama dazu möchte ich mir gar nicht geben. Wenn bei solchen Themen krampfhaft rumgemethodacted wird, stellen sich mir die Nackenhaare hoch. Man sollte in solchen Fällen viel mehr auf die klinischen Aspekte eingehen, und nicht unbedingt das Ganze als Hochglanzdrama mit hübschen, sexy auf die Welt scheißenden und pseudogesellschaftkritik äußernden Soapdarstellern im 80ies Look raushauen.
Das Thema ist viel zu komplex.