Ich nehme
Dietrich Bonhoeffer, vor allem wegen seines Werkes "Von guten Mächten wunderbar geborgen". Das Gedicht hat er (aus einem KZ heraus) im Dezember 1944 in einem Brief an seine Verlobte geschrieben, wenige Monate bevor er hingerichtet wurde.
Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.
Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.
Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.
Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.
Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Das Gedicht wurde später mit einer Melodie versehen, wir hatten es z.B. bei unserer kirchlichen Hochzeit von einer Solistin gesungen. Da lief es mir echt eiskalt den Rücken runter!
Ich weiß, dass ich mit diesem Dichter hier keinen Blumentopf gewinne, zumal er sozusagen hauptberuflich Geistlicher war und nur "nebenberuflich" Dichter. Er war auch nicht unbedingt ein großer und bekannter Dichter, aber ich finde es einfach unglaublich, dass jemand, der im KZ sitzt und auf seine Hinrichtung wartet, so ein Gedicht schreiben kann! Ich bin davon wirklich sehr beeindruckt!