Ich muss zugeben, dass ich Soulgesang nie richtig zu schätzen wusste. Eigentlich weiß ich bis heute nicht so genau, was "Soul" eigentlich ist (vom Jahrhundertwitz mit der südkoreanischen Hauptstadt abgesehen...)!
Als ich noch jung und dumm war, stand ich total auf die Stimme von Lauryn Hill. Außerdem hielt ich sie damals für die schönste Frau der Welt - nicht ahnend, dass sie sich zu einer bemitleidenswerten Gebärmaschine entwickeln sollte...
Heute bin ich alt und dumm und halte James Brown für den besten Soulinterpreten aller Zeiten, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob man ihn dem Soul zuordnen kann. Ich bin sowieso kein Musikexperte - mir gefällt, was mir gefällt, so einfach ist das. Mit den Stilrichtungen nehme ich es nicht so genau; ich halte es wie Albert Camus, der ungefähr sagte: Stil ist das, was man macht, wenn man das andere nicht kann.
Ich denke, einen großen Soulsänger kann man schwer nachahmen - wenn überhaupt. Allein, wenn man versucht, die Zeile "This is a men's world" in James-Brown-Manier nachzusingen, macht man sich höchstens lächerlich.
Marvin Gaye hatte es wohl drauf, und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bis heute kein einziges Lied von Otis Redding gehört hab.
Gibt es überhaupt noch echte Soulinterpreten?
Viele Sänger - vorrangig US-amerikanische - versuchen ja ständig, "soulig" zu singen, aber wenn ich in die Bedrängnis gerate, eine Whitney Houston oder gar eine Christina Aguillera anhören zu müssen, krieg ich die ärgsten Zustände. Die mögen gesangstechnisch ja gut geschult sein, aber deren Gejodle ist mir schlicht und einfach zu überkandidelt, kurz gesagt: Viel "Brain", aber wenig "Soul".