Zahlt sich die Kinderfick-Szene wenigstens aus...?
Was um Himmels Willen auch immer mit "sich auszahlen" auf Kinderficken gemeint ist...
Und ja, um sich den Tag ordentlich zu vermiesen zahlt sich die Szene tatsächlich aus.
Wobei jedem der Mitlesenden vorab gesagt sei, dass bei der Produktion des Films kein Kind zu Schaden kam und auch kein Kind beim Dreh pornographischer Szenen anwesend war. Das nur, weil dieser Eindruck angesichts Oh Dae-sus Kommentar entstehen könnte.
Ich, der ich einst glühender Splatter-Fan war, habe ja nach MEN BEHIND THE SUN für über ein Jahrzehnt fast vollkommen aufgehört, Splatter- und insbesondere Folterfilme gut finden oder auch nur anzusehen. Dieser widerwärtige Scheiß-Flick hat mir echt die Lust am Voyeurismus genommen. Und ich muss sagen, nachdem ich mir jetzt ein paar neuere Schinken wie SAW, HILLS HAVE EYES, TEXAS CHAINSAW MASSACRE oder eben SRPSKI FILM angesehen und mir von MARTYRS, THE HUMAN CENTIPEDE, ICHI THE KILLER und Konsorten zumindest Ausschnitte oder einen Schnelldurchlauf "gegönnt" habe, muss ich konstatieren, dass man die Scheißigkeit von MEN BEHIND THE SUN sowieso nicht mehr überbieten kann. Man kann versuchen, ein ähnliches Niveau zu erreichen, was einigen der hier genannten Vertretern ja auch durchaus gelingt, aber mehr eben auch nicht. Die Schlechtigkeit des Menschen wird darin auf so eindrückliche Weise dargestellt, dass es keiner weiterer Beweise bedarf - weder aus Asien, Frankreich, noch aus Serbien.
[Achtung Spoiler im Folgenden]SRPSKI FILM gehört für mich aber sowieso nicht ausschließlich in die Horror- oder Splatterecke. Von der Machart her ist er beispielsweise nicht unähnlich zu BAISE-MOI - versucht der Film doch auch mit einer Vermischung von Pornographie und Gewalt zu punkten. Dann ist da noch die treibende elektronische Musik, die einen Großteil der Szenen unterlegt.
Das Grundthema, sprich der Snuff-Film, ist auch eher altbacken und wurde in zahlreichen anderen Streifen wie z. B. TESIS bereits zu Genüge abgehandelt. Die größte Ähnlichkeit hat er noch mit 8MM. Genau genommen war es auch das, was mich - neben der Tatsache, dass der Hauptdarsteller in Form seines Alias Dadan Karambolo seit nun schon über 5 Jahren meine Signatur ziert - am meisten an dem Film gereizt hat: Ich erkannte in der Vorschau eine nicht von der Hand zu weisende Ähnlichkeit zu 8MM, welchen ich zwar sehr gut, aber angesichts eines solch harten Themas viel zu Zahm fand (Hollywood halt) und fragte mich, wie es wohl ausgegangen wäre, wenn Joel Schumacher und Nicholas Cage sich richtig was getraut hätten.
Nun ist SRPSKI Film zwar erstaunlich aufwändig produziert, die Schauspieler und vor allem das Drehbuch aber doch eher dürftig. Alleine Srđan Todorović, der ja zuvor schon in einigen (von mir hochgeschätzten) Filmen Emir Kosturicas auftrat, liefert eine starke Darstellung ab.
Die verstörende Wirkung erzielt er eindeutig mit den Kinder- und Inzest-Vergewaltigungsszenen. Besonders hervorgehoben sei hierbei das Stichwort "Newborn Porn". Also diese Szene ist (wie eben der zuvor schon erwähnte MEN BEHIND THE SUN) eine cinaestische Grenzerfahrung, die es nicht braucht. Eine Mischung aus Abscheu, Fremdscham und Unglaube über das Gesehene überkommt einen dabei gleichermaßen. Wenig verwunderlich, dass der Darsteller dieser Szene nur mit Sonnenbrille agiert und fast nur von hinten zu sehen ist - ich wollte auf der Straße auch nicht als Protagonist eben dieser Filmsequenz wiedererkannt werden.
Hier gehen die Serben echt eine Spur weiter, als gewohnt.
Ansonsten hatten wir alles schon mal: Rübe-ab-beim-Beischlaf-und-trotzdem-Weiterrammeln gab 20 Jahre zuvor (und besser gemacht!!) in NEKROMANTIK 2 schon zu sehen, ebenso das Thema Nekrophilie, während das Zusammenschlagen, Zähneziehen usw. ja dann eher wieder die Welt von HOSTEL, MARTYRS & Co. ist.
Andererseits finden sich dann Szenen wie die, in welcher der Hauptdarsteller dem letzten Bodyguard seinen Ständer durch die leere Augenhöhle ins Hirn rammt, die so selten dämlich sind, dass sie den Grad der freiwilligen Komik erreichen und einen Teil der düsteren Atmosphäre, die der Film vorher zweifellos auzubauen vermochte, wieder zerstören. So bemängelte unter anderem ein Kommentarschreiber in einem Filmforum, dass keine echten Penisse, sondern nur Attrappen zum Einsatz kämen. Erst musste ich schmunzeln, dann fand ich es aber auch auffällig: Da traut man sich so viel in diesem Film, nicht aber echten Sex oder Oralsex zu zeigen?
Das alles aber sind Nebensächlichkeiten. Viel spannender finde ich die Frage nach der Motivation des Regisseurs. Während eines Interviews auf einem Filmfestival behaupten die Macher nämlich von sich, dass SRPSKI FILM eine Metapher dafür sei, wie sich das serbische Volk fühlt: Von Geburt bis zum Tode vergewaltigt. Während des Krieges mussten die Menschen schreckliche Dinge erleben und erdulden, man fühlt sich von der eigenen Regierung in der Arsch gefickt. Vieles ergibt angesichts dieses Erklärungsansatzes nun einen Sinn. So könnte man die Inzestvergewaltigung verstehen als eine drastische Versinnbildlichung der Ausnutzung der Serben durch Vater Staat, der seine Kinder eigentlich schützen müsste. Der durchgeknallte Filmemacher Vukmir verkauft seine Werke auch nur ins Ausland, wo finanzkräftige Käufer sitzen. Vergleichbar könnte der Regisseur seine serbischen Landsleute als durch die Interessen anderer, mächtigerer Staaten ausgebeutet verstanden haben wollen. Auch begeht Hauptfigur Milos die Vergewaltigung an Frau und Sohn ja weder wissentlich noch willentlich - was wiederum als politische Anklage in Richtung Ausland verstanden werden kann. Der gezeigte Horror steht stellvertrentend für den Schrecken, den das serbische Volk erlebt hat. Wie auch immer man an den einzelnen Szenen und dem Film an sich nun herumdeutelt, finde ich die Intention des Regisseurs Srdjan Spasojevic und seines Co-Autors Aleksander Radivojevic gar nicht mal so doof. Und interessanterweise zeigt sich, dass ihre Landsleute, angefangen von den Darstellern bis hin zu serbischen Zuschauern, die ihre Meinungen in Filmforen kundtun, anscheinend weitestgehend wirklich verstehen und nachvollziehen können, was die Macher zum Ausdruck bringen wollten - während man sich im Ausland eigentlich ausschließlich über die gezeigten Grausamkeiten das Maul zerreisst.
Trotz allem würde ich nicht von einem metaphorischen Meisterwerk der Filmgeschichte sprechen wollen. Ich würde noch nicht einmal behaupten, dass man SRPSKI FILM überhaupt gesehen haben muss. Wenngleich er besser und klüger gemacht ist als viele der anderen billige Folter-, Splatter- und Gewaltfilme, die rund um den Globus kontrovers diskutiert werden.
Wer SRPSKI FILM denn dann doch sehen will, der kann dies derzeit übrigens nur im Originalton mit englischen Untertiteln tun.