Ah, Diskussion. Sehr gut.
Meinerseits quer hinein gefunkt:
Der Wortlaut war "Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland". Das ist falsch. Natürlich leben Muslime hier und natürlich sollen sie auch ihren Glauben ausüben dürfen (sofern es nicht gegen die Allgemeinheit geht - wie z.B. das Vermummen von Personen). Aber der Islam gehört deswegen noch lange nicht zu Deutschland und wird auch nie zu Deutschland gehören. Der Islam gewährt keine Religionsfreiheit, keine Gleichberechtigung der Frau, keine Trennung von Staat und Religion und stellt die Scharia über alle anderen Gesetze.
Was ist an dem Wortlaut falsch? Die Moschee in meinem Nachbardorf steht nicht in Deutschland oder was? Die Moslemkinder von Moslemeltern, die in Buxtehude geboren sind und besser Deutsch als ne andere Sprache können, gehören nicht zu Deutschland oder wie? Diese moslemische CDU-Ministerin (eh ein Witz, wieso gibt's keine MDU oder IDU?) in Niedersachsen gehört nicht zu Deutschland?
Nicht, daß wir uns falsch verstehen: Mein Umkehrschluß ist auch, daß das Christentum zur Türkei gehört, solange da auch nur eine Kirche steht oder auch nur ein Christ wohnt, und wenn das Millionen von Türken anders sehen würden.
Und das Argument, daß die Extremform des Islam scheiße ist und deshalb nicht zu Deutschland gehört, zieht ja auch nicht besonders. Dann könnte man genausogut sagen, die Extremform des Christentums ist scheiße, also gehört das Christentum nicht zu Deutschland.
(...)
Bravo!! Bravo!!
Allerdings muss in dieser Sache genau aufpassen, was man sagt und vor allem,
wie man es sagt. Dass der Islam nicht zu Deutschland gehört, war bis vor 30, 40 Jahren sicherlich noch in jeder Hinsicht richtig. Heute gehört er definitiv
zu Deutschland. Jeder, der das Gegenteil behauptet, war vermutlich noch nie in einer deutschen Stadt mit über 10.000 Einwohnern.
Man könnte höchstens befinden - und ich nehme an, so meint PsychoT (und viele andere) es: Der Islam gehört nicht
nach Deutschland.
Dieses Zitat Herrn Wulffs immer aus dem Kontext gerissen zu betrachten finde ich übrigens, so wenig ich auch Wulff-Befürworter sein mag, ebenso ungerecht wie unsachlich. Wie genau hat er es denn gemeint? In welchem Zusammenhang? Wer von Euch hat wirklich die komplette Rede verfolgt? Wollte er womöglich nur ausdrücken, dass der Islam mittlerweile einfach mitten unter uns angekommen ist (ohne das positiv oder negativ zu bewerten) und das man damit umgehen muss? Wenn dem so ist, dann muss man ihm doch nur beipflichten. Oder fände es auch nur einer von Euch besser, den Islam weiter wegignorieren zu wollen, so wie es die Bundesregierung unter Schmidt und Kohl jahrzehntelang so herrlich praktiziert hat?
Im AT steht sogar, dass eine Mutter doppelt so lang "unrein" ist, wenn sie ein Mädchen gebiert statt einen Jungen - was immer das auch heißen mag. Irgendwie scheint mir der Herrgott im NT ein ganz anderer zu sein als im AT.
Oh Dae-su, gestatte mir, dieses Zitat von Dir aufzugreifen, um eines daran zu verdeutlichen: Die Religionen - und vor allem auch die religiösen Schriften - sollten immer im zeitgeschichtlichen Kontext betrachtet werden. Die Gebote und Regeln basieren auf und richten sich immer nach den Zuständen und der Lebensweise der Menschen in einer bestimmten Epoche. Somit haben sie auch alle ihre Daseinsberechtigung. Vom Steinigen einer Ehebrecherin (was in Anbetracht der Rechtsprechung der damaligen Zeit eben ein angemessener Richterspruch war) über die Unreinheit des Schweinefleisch bis hin zu Sätzen wie "Du sollst nicht töten", die heute noch genauso funktionieren wie vor 2000 Jahren.
Insofern ist der Herrgott im NT tatsächlich ein anderer als der im AT. Denn das Bild von Gott wandelt sich mit dem Menschen, der ihn erdenkt.
Die Schwierigkeiten entstehen hauptsächlich auch durch das Aufeinandertreffen von Religionsanhängern, die aus unterschiedlich entwickelten Gesellschaften entstammen. Ich vermeide es an dieser Stelle bewusst, zu sagen, dass sich manche
weiter entwickelt hätten als andere - respektive die westliche die fortgeschrittenste sei. Das ist eine Frage des Standpunktes. Fakt ist, in unterschiedlichen kulturellen Kreisen haben sich die Gesellschaften
anders entwickelt. So wird eben in einem Teil der Erde die heilige Schrift noch so wörtlich wie möglich praktiziert, während sie anderswo kaum mehr ist als ein angestaubtes Relikt der Geschichte, welches die Grundlage bildet für ein religiöses Verständnis. Chrsitliche Kreationisten versuchen ja sogar, entgegen fundierter wissenschaftlicher Erkenntnisse, diesen gesellschaftlichen Wandlungsprozess wieder umzuzkehren - mit nicht geringem Erfolg, wie an dieser Stelle bemerkt sei.
Angesichts dessen, dass man heute und hierzulande die Bibel längst nicht mehr wörtlich nimmt, wundert mich umso mehr, dass fast jeder von Euch - auch diejenigen, die mit Vehemenz darauf bestehen, Atheisten zu sein und an Gott und Bibel nicht zu glauben, hier hitzig über den Tod Jesu diskutiert, als sei jede einzelne Begebenheit der Passion Christi eine unumstößlich erwiesene historische Tatsache. Daran sollte selbst den gläubigsten Christen schon zweifeln lassen, dass jedes der vier Evangelien sie unterschiedlich erzählt. Und wir, die angeblich nach modernsten Erkenntnissen gebildeten und hochzivilisierten Menschen des 21. Jahrhunderts werfen diese vier Versionen blind durcheinander und streiten uns darüber, was weclher Pharisäer jetzt genau zu Herodes gesagt haben soll? Lächerlich, ehrlich. Denkt einmal darüber nach.