Das Thema passt gut! (ich habe allerdings zuerst gedacht, die Zeitung RETRO gibt den Geist auf, aber egal)
Ich stecke im Moment in einer ähnlichen Bredouille. Ich habe zwar keine Atari-ST-Sammlung, oder dutzende von original Amiga-Disketten auf dem Dachboden, aber dennoch häuft sich da einiges an. Im Wesentlichen tatsächlich Erinnerungen. Tja, und wie es der Familienstand so will, wird in diesem Sommer oben ausgebaut - zwei Kinderzimmer geschaffen, was meinen geliebten Dachboden (als Lagerraum) verschwinden lässt. Ich bin also nun in Zugzwang. Da oben MUSS ausgeräumt werden.
Aber was liegt da oben eigentlich?
Kartons voll mit Musik-CDs. CDs, die mir zu schade waren, bei ebay zu verticken: rare Pressungen, limitierte Auflagen, Liebhaberstücke wie z.B. die Soundtrack-CD von Sacred, der "The Look"-12" Headdrum-Mix von Roxette auf 3"-CD oder der Killer Instinct-Soundtrack. Oder Alben von denen ich MP3-Kopien auf meiner HD habe.
Kartons voll mit DVDs. "Will ich aufbewahren". Oder die Regale im Wohnzimmer waren voll (da stehen eh nur ein paar DVDs drin, weil ich lieber Bücher im Regal stehen habe als DVDs). Oder es sind Horrorfilme, die die Kinder noch nicht zu sehen bekommen sollen, wie SAW oder Freddy vs. Jason.
Kartons mit alten Schulsachen - ach, die gute alte Schulzeit! Die Arbeit mit den Leistungskursen! Die ollen Schulbücher, die man liebevoll vollgekritzelt hat! Die ganzen Arbeiten mit Noten des gesamten Spektrums!
Viele Kartons voll mit Büchern und Zeitschriften. Von Büchern kann ich mich gar nicht trennen. Ich kann doch kein Buch verkaufen/-schenken, was ich einmal gelesen habe! Auch, wenn es heute höchstens antiquarischen Wert hat, oder selbst auf dem Flohmarkt liegen bleiben würde.
Und dann gibt es da noch 2-3 Kartons, die ich vermissen würde, selbst, wenn alle anderen o.g. Kisten verschwunden wären. Darin sind Herzensangelegenheiten aufbewahrt. Z.B. sämtliche Werke der Firma Ascaron, die mich 6-7 Jahre lang eng begleitet hat (mit seltenen Marketingdevotionalien oder handsignierten Spielen). Oder aber der Karton, in dem ich neben meinen Jugendtagebüchern die Briefe aufbewahre, die meine Frau und ich in unseren jungen Jahren geschrieben haben.
Und was davon muss jetzt weg? Warum bewahre ich Briefe auf, die ich seit 10 Jahren nicht gelesen habe? Warum Spiele, die ich auf aktueller Hardware nicht mal mehr installieren kann? Warum DVDs, die ich schon x-mal gesehen habe und garantiert nicht mehr ansehen werde? Warum Bücher, die ich ebenfalls kaum nochmals lesen werde? Warum Zeitschriften, deren Inhalte schon 14 Tage nach Druck veraltet waren, und das mit den Jahren sicher nicht besser geworden ist?
Die Antwort ist doch einfach: Weil das zu mir gehört. Mich von diesen "alten Zöpfen" trennen, würde auch bedeuten, sich von einem Teil von mir selbst zu trennen. Die Frage, die dann nur bleibt ist: Will ich das? Ist es nötig, einen Teil der Vergangenheit hinter sich zu lassen, um nach vorne gehen zu können? Kann ich das mit mir selbst klar haben? Kann ich in den Spiegel schauen und mir aufrichtig sagen "Es war richtig, das jetzt endlich wegzuschmeissen!" ?
Manchmal ist es Ballast. Manchmal verrät man sich aber auch selbst. Die Entscheidung kann man nur selbst treffen. Wichtig ist da nur: Überhaupt eine Entscheidung zu treffen.
Ich werde mich nun von vielen Sachen trennen. Meine alten Schulsachen sind bereits im Altpapier gelandet. Und einen Müllcontainer haben wir für die Woche nach Pfingsten bereits bestellt. Ich werden mich sicher von einigen Sachen schwer nur trennen können - aber meine Kinder brauchen den Platz. Und die sind mir wichtiger als ein Kickerheft aus 1995.
Dennoch werden einige Kartons aufbewahrt werden: Denn meine Erinnerungen sind nicht nur für mich da. Ich würde mich freuen, wenn meine Kinder diese Sachen irgendwann mal entdecken und sagen: "Das habt ihr damals gemacht?"