Ich finde, das ist wirklich schwer abzuschätzen. Natürlich ist diese große Koalition eher aus der Not geboren und das wochenlange Hickhack bei den Koalitionsverhandlungen zeigt doch sehr deutlich, wie groß die Differenzen zwischen der CDU und der SPD sein müssen, darüber täuscht auch die aufgesetzt brüderliche Stimmung beim gemeinsamen Händeschütteln und in die Kamera Grinsen der unlängst noch so verbitterten Gegner nicht hinweg.
Allerdings glaube ich auch, dass Angela Merkel trotz (oder gerade wegen) ihres schüchternen und zurückhaltenden Auftretens unterschätzt wird, dass sie mehr Machtmensch ist, als ihr viele zutrauen und Machtmenschen neigen nun mal dazu, auch instabile oder längst überfällige Regierungen eisern zusammen zu halten (wie z. B. die Kohl-Ära beweist).
Es wird abzuwarten bleiben, wie eng sich die beiden Parteien an die Koalitionsverträge halten, wie viele personelle Streitereien noch zu erwarten sind und vor allem, wie erfolgreich diese große Koalition ist. Auf wackligen Beinen steht sie allemal, aber wenn sie einigermaßen gut funktioniert, dann wird man seitens der Regierung weder der Bevölkerung noch sich selbst die langwierige und hemmende Prozedur einer erneuten Neuwahl zumuten wollen. Auch schon deshalb nicht, weil so etwas stark an der Stabilität unserer Demokratie kratzt.
Allerdings weiss man ja nie, von welchen Seiten diese Verbindung in Zukunft noch torpediert wird oder mit wie viel Unmut die Bevölkerung reagiert, wenn außer Stillstand und Streitereien innerhalb der Koalition nichts kommt. Selbst von einem Comeback Schröders ist vielerorts die Rede gewesen und ganz abwegig ist diese Überlegung tatsächlich nicht.
Ich wähle also einen Mittelwert, aber nur deshalb, weil ich es absolut nicht abschätzen kann und meiner Meinung nach alle Möglichkeiten eintreten könnten.