In meinem Urlaub besuchte ich übrigens das antike Olympia, Austragungsstätte der olympischen Spiele für 1000 lange Jahre. Dort, vor dem Eingangstor zum Stadion, finden sich Reste einer Reihe von Götterstatuen. Diese wurden mittels der Strafgelder gestiftet, die die Athleten nach einem Regelverstoß zu zahlen hatten. So konnte jeder, der am Eingang des Stadions vorbeiging, auf den Sockeln eingraviert, den Namen und den Herkunftsort des Schuldigen lesen.
Eine Praktik, die mir angesichts der jüngsten Dopingeskapaden bei so ziemlich jeder Sportveranstaltung gar nicht mal so antiquiert erscheint. Das nur mal als kleinen Denkanstoß von Onkel Bradley.
Was die angesprochene Umbenennung sämtlicher Sportarenen zugunsten deren Sponsoren angeht, so spiegelt das doch nur die Entwicklung wieder, die in der Politik und in unserer Gesellschaft schon lange Einzug gehalten hat. Nicht mehr Landes- und Ortsgrenzen oder regionale Rivalitäten spielen eine Rolle, sondern vielmehr wirtschaftliche - und für den einzelnen Bürger mehr und mehr seine ganz eigenen - Interessen. Das Zugehörigkeitsgefühl zur eigenen Stadt, zum Landkreis oder dem Staat schwindet, die Regierungen verlieren ihren Einfluss an Banken und systemrelevante (wunderschönes Unwort) Großunternehmen. Beispiel Europa, welches sich kaum noch als ein Regierugsgebiet mit starren Grenzen versteht, sondern als wachsenden WIrtschafts- und Handelsraum. Und die Kommunen in Deutschland haben schon längst kein Geld mehr, den Bau und den Erhalt von Sportstätten alleine zu stemmen. Kein Wunder also, dass Sponsoren aus der Wirtschaft in den Vordergrund und auch namensgebend für Vereine und deren Stadien werden.
In England ist es ja noch schlimmer. Da behalten die Vereine vielleicht weitestgehend ihre Namen, aber im Hintergrund zerren sich Ölscheichs und milliardenschwere russische Mogule um die prestigeträchtige Möglichkeit, auch einen Verein der Permier League sein Eigen nennen zu können. Und die Ergebnisse unserer Fußballregionalliga bestimmen Wettmafiosos aus Fernost.
Wir hatten hier schon etliche Male die Diskussion um die Definition des Begriffs "Sport". Mag sie jeder für sich selbst finden, ich für meinen Teil sehe einen fairen Sportwettkampf nur dann gegeben, wenn sich zwei oder mehr Kontrahenten in einer beliebigen Disziplin der körperlichen Ertüchtigung, mit den gleichen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen, unter strikter Einhaltung der vorher festgelegten Regeln, miteinander messen.
Schon alleine weil die Geldmittel im Vorfeld eine immer größere Rolle spielen, interessieren mich Sportveranstaltungen kaum noch. Vielmehr betrachte ich sie überhaupt nicht mehr als solche, sondern nur noch als Unterhaltungsveranstaltungen. Ob Boxen, Radsport, Leichtathletik, Fußball oder irgend eine andere Mannschaftssportart - egal wohin man schaut, ist der Urgedanke des Sport nebensächlich geworden, vielmehr zählen die Show und die Unterhaltung.
Klar, ziehe auch ich mir gerne mal ein lustiges Wrestlingmatch rein oder sehe zu, wie irgendwelche aufgedopten Hünen ihr Können bei einer anderen Sportart zeigen, aber ich betrachte es dann tatsächlich ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Unterhaltung.
Selbst der Breitensport ist hinsichtlich des Grundprinzips der sportlichen Betätigung doch schon völlig vergiftet. Ein kurzer Blick in die Fitnessstudios genügt.
Ich weiß, ich weiß, das gab's auch schon bei den alten Römern (siehe Kolosseum), aber das römische Reich ist irgendwann auch seiner eigenen Dekadenz zum Opfer gefallen.