Es gab und gibt im Gewichtheben, wie in jedem anderen Sport auch, ansolut dominierende Ausnahmeerscheinungen: John Davis, Paul Anderson, Pyrros Dimas, Naim Souleymanoglu, Halil Mutlu, Alexander Kurlowitsch, Vasily Alexeev, Leonid Taranenko, Norbert Schemansky und ein paar mehr wären hier zu nennen - jeder eben in seinem Jahrzehnt und auch in seiner Gewichtsklasse.
Sicherlich kam das durch Doping einerseits (unterstelle ich einfach mal jedem, der in dieser Liga mitspielen kann), andererseits wären Sie auf Grund ihres besonderen Talents und ihrer außergewöhnlichen Genetik auch in einem Doping-freien Sport die Besten der Besten gewesen - nur halt mit etwas niedrigeren Leistungen.
Auf Deine Frage hin, was einer "heben" kann, ist es wichtig, auch die selben Übungen zu vergleichen. Es gibt ja den klassischen Kraftdreikampf, bestehend aus Bankdrücken, Kniebeugen und Kreuzheben. Diese Disziplinen sind zwar in den letzten Jahren gegenüber dem olympischen Gewichtheben im Kommen, da eher reine Kraftübungen und nicht so techniklastig, trotzdem bleiben die Wettkämpfe nach wie vor Untergrundveranstaltungen, nahezu unbeachtet von jeglichen Dopingkontrollen und auch mit einem völlig uneinheitlichen Regelwerk der unzähligen Verbände untereinander. Außerdem kommen immer mehr Hilfsmittel zum Einsatz (z. B. metallfaserverstärkte Shirts beim Bankdrücken), die die Rekorde in schwindelerregende Höhen klettern lassen, ohne dass die körperliche Leistung selbst wirklich besser wird. Ziemlich albern also.
Da ist das Gewichtheben (auch Olympisches Gewichtheben oder Zweikampf genannt), welches in meinen letzten Beiträgen auch gemeint war, schon deutlich besser reguliert und international etabliert, auf allen Ebenen. Es sind zwei Disziplinen, das
Stoßen und das technisch extrem anspruchsvolle
Reißen. Das Regelwerk ist sehr streng, für abfälschende Bewegungen, Nachdrücken, selbst kürzestes Einknicken der Arme und etliche andere Verstöße bekommen die Heber einen Versuch schnell ungültig gewertet.
Die nehmen also nicht einfach ein Gewicht und drücken es über den Kopf, sondern da geht es um eine komplexe Mischung aus Schnellkraft, Körpersinkgeschwindigkeit und einem bestimmten Bewegungsverlauf, den die Hantel bei der Hochstrecke nehmen muss.
Bis 1972 gab es noch das normale
Drücken, welches dann abgeschafft wurde, weil die ursprüngliche Bewegung, wie im Video gut zu sehen, immer mehr verfälscht wurde und sich mehr und mehr dem Stoßen annäherte. Somit beschloss man (zurecht), dass es als Wettkampfübung hinfällig geworden sei.
Ich behaupte mal, dass die allerstärksten Kerle, wenn sie das Schulterdrücken wirklich sauber ausführen, 180, vielleicht sogar 190 kg schaffen würden.
Ein untrainierter Mann kann schon zufrieden sein, wenn er 50 kg schafft. Da man im ersten Jahr immer die größten Fortschritte macht, sollte man sich nach einem Jahr des regelmäßigen Trainings, je nach körperlicher Veranlagung, um 30 - 50 % steigern können. Jemand mit guter Genetik wird auch nach einem Jahr möglicherweise schon 80 kg (mit reiner Kraft) hochdrücken können.
Für dieses Reißen und Stoßen kann man nicht wirklich eine Vergleichsprognose wagen. Hierfür muss man die Technik in jahrelanger, mühseliger Arbeit verfeinern und verbessern, um da noch ein paar Kilos rauszuholen, wo die Kraft eigentlich schon am Ende ist.
Man sieht's den Typen ja auch an, dass sie keine reinen Kraftmeier sind. Optisch unterscheiden sie sich kaum von den Leichtathleten wie Speer- und Diskuswerfern oder Kugelstoßern. Huster oder Dimas beispielsweise, die man in den Videos oben sieht, würden einem auf der Straße vermutlich erstmal nicht weiter auffallen. Die wiegen auch nur um die 80 kg, tragen keinen Muskelberg zuviel spazieren und haben wirklich nur die Regionen trainiert, die sie für die Ausführung ihrer Disziplinen benötigen (vor allem Oberschenkel!!). Das, gepaart mit perfekter Technik, lässt sie diese unglaublichen Lasten bewältigen.
Wieso fragst Du, hast Du Ambitionen?